Aurich
Süße Ernte im Raps
Sonniges und regenarmes Wetter nach der Frühjahrskälte sorgten bei Aurichs Imkern für gute Erträge, wie der Vorsitzende des Imkervereins Aurich, Friedrich Peters, meint. Er selber hat zusammen mit seinem Imker-Kollegen Gerd Thielecke seine Völker seit 43 Jahren in den Rapsfeldern des Landwirtes Georgs in Uttum stehen.
Aurich. Bei den Auricher Imkern gibt es frischen Rapshonig. „Unsere Bienen haben gute Mengen von hoher Qualität geerntet“, sagt der Vorsitzende des Imkervereins Aurich, Friedrich Peters. Er selber hat zusammen mit seinem Imker-Kollegen Gerd Thielecke seine Völker seit 43 Jahren in den Rapsfeldern des Landwirtes Georgs in Uttum stehen. Drei bis fünf Völker mit jeweils etwa 60 000 Bienen könnten sich von einem Hektar Raps ernähren und lieferten dabei 40, in guten Jahren 50 Kilogramm Honig.

Dass die Imker die Nachfrage nach Rapshonig bedienen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Völker der Honigbiene erreichen ihre größte Stärke eigentlich im Sommer – doch der Raps blüht im Frühjahr. Dank der Züchtung in den vergangenen 20 Jahren beginnen die Königinnen heute jedoch früher mit dem Eierlegen. Peters erklärt: „Von der Eiablage an 40 Tage dauert es, bis eine Biene zum Honigsammeln ausfliegt.
Pflege der Königin
Rund 20 Tage entwickelt sie sich in der Wabe und weitere 20 Tage ist sie danach mit der Pflege der Königin und der Pflege der Brut im Bienenstock betraut. Dann erst verlässt sie den Stock.“ Wenn also der Raps im Mai blühe, müsse das Brutgeschäft schon im März beginnen. Honig sammelt eine Biene dann etwa 20 Tage, danach stirbt sie entkräftet. Peters kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als er mit seinem Vater zu den Bienenstöcken in die Krummhörn fuhr.
Weil sich die Völker sich damals später entwickelten, hätten sie viel mehr Sommerblütenhonig als Rapshonig geerntet. „Wir rechneten vor 50 Jahren auch mit zehn Völkern pro Hektar und die gewannen auch nur 10 bis 15 Kilogramm Honig. Die Zucht habe noch zwei weitere Veränderungen gebracht. Die Völker würden heute stärker und die Bienen seien wenig aggressiv. „Wir Imker können heute viele Arbeiten ohne Handschuh erledigen. Damals, mit meinem Vater zusammen, haben die Bienen uns schon aggressiv umschwirrt, wenn wir aus dem Auto stiegen.“
Start in die Rapsernte lief nicht rund
Der Start der Rapsernte lief in diesem Jahr alles andere als rund. Wer einem Imker Anfang Mai nach seinen Bienen fragte, der sah Stirnfalten und bekam zu hören. „Es ist viel zu kalt, der Raps blüht nur spärlich, die Bienen fliegen nicht. Sie haben Not.“ Mit Beginn des warmen Wetters änderte sich das jedoch schlagartig. Viel Sonnenschein und wenig Regentage sorgten für reiche Tracht.

Anfang Juni stellte sich für die Imker dann die Frage: Wann können wir schleudert? Der Zeitpunkt hängt vom Feuchtigkeitsgehalt des Honigs ab. 20 Prozent Wasser erlaubt das Lebensmittelgesetz, nach den Richtlinien des Deutschen Imkerbundes darf Honig höchstens 18 Prozent Wasser enthalten haben, und viele Imker, wie auch Friedrich Peters, beginnen mit dem Schleudern erst bei etwa 16 Prozent. „Viel Wasser im Honig erleichtert das Schleudern. Der Honig fließt dann besonders gut – doch er kann gären und wird dadurch ungenießbar.“
Honig schmeckt nach Lindenblüten oder Löwenzahn
Zwischen der Raps- und der Sommerblüte gibt es einen Zeitraum von etwa drei bis vier Wochen, in denen die Bienen in der Natur wenig Nahrung finden. Die Imker schleudern deshalb nicht allen Honig sondern lassen den Bienen einen Teil ihrer Ernte. In der Regel bieten die Auricher Imker neben dem Rapshonig Anfang Juni so gegen Ende Juli auch Sommerblütentracht an. Blüht eine Pflanze in einem Jahr besonders stark gut, so kann dieser Honig einen ausgeprägten Geschmack zum Beispiel nach Lindenblüten oder Löwenzahn haben.

Die Qualität des Honigs und die Erntemenge sind auch vom Zustand der Natur abhängig. Je mehr unterschiedliche Pflanzen blühen, umso nuancenreichen der Geschmack des Honigs und umso besser können sich die Völker entwickeln. Die Auricher Imker haben sich deshalb mit Jägern und Fischer im Aktionsbündnis „Gemeinsam zum Artenschutz“ (GZA) zusammengeschlossen und legen in Verbindung mit den Landwirten unter anderem Blüh- und Streuobstwiesen an. Allein im Altkreis Aurich addieren sich diese Wiesen heute auf über 100 Hektar.
Für Imker interessant sind zum Beispiel spät blühende Blühwiesen, in denen die Bienen viel Vorrat für den Winter sammeln können. Üblicherweise sinkt die Zahl der Bienen im Herbst von 60 000 auf 20 000 ab. Im Winter verringert die Zahl dann noch einmal um die Hälfte. „Mit mindestens 5000 Tieren muss ein Volk aus dem Winter kommen“, sagt Friedrich Peters. Dann dürfe aber auch nicht mehr passieren. Eine längere Schlechtwetterperiode im Frühjahr halte ein solch schwaches Volk kaum durch.