Konjunkturflaute Nach Gewinneinbruch: Warum es bei Mercedes nicht läuft

Oliver Schmale, dpa
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Von Oliver Schmale, dpa
| 29.10.2025 07:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Mercedes-Benz mit Gewinneinbruch. (Foto aktuell) Foto: Bernd Weißbrod
Mercedes-Benz mit Gewinneinbruch. (Foto aktuell) Foto: Bernd Weißbrod
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Zölle, Absatzflaute, Stellenabbau: Mercedes-Benz muss den Gürtel enger schnallen und einen Gewinneinbruch verkraften. Was hinter dem Zahlenwerk steckt - und warum es an der Börse bergauf geht.

Beim Autobauer Mercedes-Benz läuft es gerade alles andere als rund. Der Überschuss ging in den ersten neun Monaten um die Hälfte zurück: Er sackte um 50,3 Prozent auf 3,87 Milliarden Euro ab, wie der Stuttgarter Autobauer mitteilte. Auch der Sportwagenbauer Porsche steckt in einer tiefen Krise. Hier zehrten die Milliardenkosten für die Verbrenner-Verlängerung den Gewinn in den ersten drei Quartalen fast vollständig auf. Und die Porsche-Mutter Volkswagen? Sie legt am Donnerstag Zahlen vor - dort werden gleichfalls schlechte Ergebnisse erwartet.

Als Gründe für die miesen Zahlen im dritten Quartal führte Mercedes-Benz unter anderem die Zölle, geringere Absatzzahlen und Aufwendungen für Sparmaßnahmen an. Was sind die Baustellen bei Mercedes - und woran krankt die ganze Branche?

Nexperia-Krise und E-Mobilität machen den Herstellern zu schaffen

Die exportorientierte deutsche Autoindustrie steckt generell in einer schwierigen Phase. Neben Absatzflaute und wachsender Konkurrenz aus Asien hat sie vor allem mit Problemen beim Wandel zur Elektromobilität zu kämpfen. Dazu kommen EU-Klimaschutzvorgaben für weniger CO2-Emissionen. Die Branche wirbt in Deutschland für neue Kaufanreize für Elektroautos und generell für einen flexibleren Übergang zum emissionsfreien Antrieb.

Aktuell bereiten der Autoindustrie Lieferprobleme des Chip-Herstellers Nexperia Sorgen. Mercedes-Chef Ola Källenius sagte, der jetzige Engpass sei politisch bedingt und müsse von der Politik gelöst werden, vor allem zwischen den USA und China. Dies sei der Unterschied zur Halbleiter-Krise während der Corona-Pandemie. Mercedes-Benz sei kurzfristig noch versorgt mit Halbleitern, man sei aber weltweit auf der Suche nach alternativen Lieferanten. Er könne nicht vorhersagen, wie das Ganze ausgehe, sagte der Vorstandschef. Zuletzt hatte Volkswagen vor möglichen Produktionsausfällen gewarnt.

Das Sparprogramm und Personalabbau belasten

Um die Profitabilität wieder zu steigern, hatte der Vorstand bei Mercedes bereits im Februar ein Sparprogramm angekündigt: Die Produktionskosten sollen bis 2027 um zehn Prozent sinken, ebenso die Fixkosten. Auch die Materialkosten sollen verbessert werden. Mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbarte Mercedes ein Paket mit Abfindungsprogramm für Beschäftigte in indirekten Bereichen. 

Eine der Folgen: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Autobauers betrug im dritten Quartal 2 Milliarden Euro nach 2,5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das Konzern-Ebit sei um Sondereffekte in Höhe von insgesamt 1,34 Milliarden Euro bereinigt worden, teilte der Hersteller weiter mit. Ein Großteil davon - nämlich 876 Millionen Euro - entfalle auf den Personalabbau in Deutschland sowie auf Sparbemühungen im Ausland.

Das Konzernergebnis gab im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 31 Prozent von 1,71 Milliarden Euro auf 1,19 Milliarden Euro nach. Der Umsatz sank um 6,9 Prozent auf 32,14 Milliarden Euro.

Schwache Geschäfte in China und den USA hatten Mercedes-Benz erneut ein Absatzminus eingebracht. Beispiel China: Hier sank der Absatz von Mercedes im dritten Quartal um rund 27 Prozent auf 125.100 Autos. Auf dem wichtigen Markt gibt mittlerweile starke Konkurrenz durch heimische Hersteller. Außerdem leiden die Schwaben bereits länger unter der Kaufzurückhaltung von wohlhabenden Chinesen, bei denen das Geld in der Immobilienkrise im Land nicht mehr so locker sitzt. Vorstandschef Ola Källenius sprach von einer „unglaublichen Wettbewerbsintensität“.

Warum zeigt sich Mercedes-Chef Ola Källenius trotzdem zufrieden?

Vorstandschef Ola Källenius bekräftigt die Jahresprognose des Autobauers. (Foto-Archiv) Foto: Bernd Weißbrod
Vorstandschef Ola Källenius bekräftigt die Jahresprognose des Autobauers. (Foto-Archiv) Foto: Bernd Weißbrod

Källenius sagte, die Quartalsergebnisse stünden im Einklang mit der Prognose für das Gesamtjahr. Zugleich verwies er auf die neuen Fahrzeuge. „Mit dem neuen CLA und dem vollelektrischen GLC haben wir die größte Produkt- und Technologieoffensive unserer Geschichte gestartet.“ Das vollelektrische Modell CLA gehört zum Einstiegssegment. Und Anfang September hatte Mercedes-Benz mit dem vollelektrischen GLC seinen neuen Hoffnungsträger präsentiert. Der SUV aus dem mittleren Segment des Autobauers war bislang nur als Verbrenner oder Plug-in-Hybrid erhältlich. Källenius verwies darauf, dass bis einschließlich 2027 über 40 neue Fahrzeuge präsentiert werden sollen.

Wie reagiert die Börse?

Die im Leitindex Dax notierte Aktie stieg am Vormittag deutlich. Das Papier gewann gut 6 Prozent auf fast 58 Euro. Der Absturz im Frühjahr infolge des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollstreits ist damit aber noch nicht wieder verdaut, im März war die Aktie auf dem Jahreshoch etwas mehr als 63 Euro wert. Der Konzern habe quer durch die Sparten ein komfortabel besseres Bild abgeliefert als gemeinhin erwartet, insbesondere bei den freien Finanzmitteln, schrieb Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies. Die Kosten für den Stellenabbau seien allerdings auch größer ausgefallen als gedacht.

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