Junges Ehrenamt Virtuelle Radtouren sind Balsam für die Seele


Bewegende Begegnungen, kreative Ideen und der Wunsch, anderen Freude zu schenken: Die Studentin Femke Willms engagiert sich für Menschen, die nicht mehr selbst Rad fahren können.
Ihlow - Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Handicap ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist für die Ihlowerin Femke Willms zu einer Herzensangelegenheit geworden. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit unterstützt die Studentin der Kommunikations- und Politikwissenschaft den gemeinnützigen Verein „Buten na Binnen e. V.“. Der im Februar dieses Jahres gegründete Verein ermöglicht Menschen, die draußen nicht mehr Radfahren können, die ostfriesische Heimat oder die Welt drinnen zu erkunden.

Nach ihrem Abitur am Auricher Ulricianum wusste Femke noch nicht so recht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollte. „Da ich sehr gerne gestalte und male, habe ich mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr am Mitmachmuseum der Auricher Kunstschule Miraculum beworben“, erzählt die 22-jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. Diese einjährige Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit mit Kunst- und Mediengestaltung prägte ihren Wunsch nach dem Kommunikationsstudium in Münster. Auch dort begann sie als freie Mitarbeiterin bei einem Radiosender für Studierende ihre vorhandene Kreativität in verschiedenen Projekten zugunsten der Allgemeinheit einzusetzen.
Die Idee für „Buten na Binnen“ entsteht
Etwa zur gleichen Zeit ereignete sich in Femkes familiären Umfeld ein Schicksalsschlag, der sie und ihre Eltern dazu veranlasste, die Bedürfnisse ihrer Großeltern genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei den Recherchen stießen Femke und ihr Vater Frank Willms auf niederländische Informatiker, die ein System entwickelt hatten, mit dem die Anwender 800 weltweite Fahrradrouten mit einem Bewegungssystem erkunden konnten. Von der Idee waren sie begeistert, da damit die Außenwelt für die Betroffenen nach innen geholt werden konnte. „Die Sache hatte nur einen Haken. Bei den ersten Tests zuhause zeigte sich, dass die Nutzer nicht in Toronto oder Tokio fahren wollten. Sie sehnten sich nach Strecken durch Aurich oder nach Routen durch die ostfriesische Landschaft“, so Femke Willms.

Damit war die Idee für den Verein, der von Femke und ihrem Vater sowie fünf weiteren Familienmitgliedern und Freunden gegründet wurde, geboren. Das Ziel: „Wir wollen durch die kostenlose Bereitstellung eines Videosystems und medizinischer Fahrräder den Bewohnern von Senioreneinrichtungen oder Tagespflegen und Menschen mit Handicap eine spielerische Bewegung und geistige Abwechslung ermöglichen.“
Kreativer Einsatz für den Verein
Neben ihrem Studium stürzte sich Femke mit großer Begeisterung in die kreative Entwicklung von Informationsmaterial, drehte Videos für Auftritte in den sozialen Medien und bereitete Veranstaltungen und Vorträge in Vereinen, Organisationen und Pflegeeinrichtungen vor. Kurzum, sie tat alles, um den Verein nach außen sichtbar zu machen. Auch das Vereinslogo war ihr Werk, wie Vater Frank sagte. Eines Tages erhielt er eine Mail mit dem Satz „Wenn du ein Verein wärst, müsste dein Logo etwa so aussehen“.
Inzwischen engagieren sich 13 Mitglieder in dem Verein, davon fünf sogenannte Wunschroutenfahrer, die regionale Fahrradrouten zusammenstellen und für das System filmen.
„Ich wurde von Beginn an von der Begeisterung meiner Eltern mitgerissen“, fasst Femke den Start in das Ehrenamt zusammen. Inzwischen sind die Ziele ihrer Tätigkeit aus den vielen Gesprächen mit den Bewohnern der Senioren und Pflegeeinrichtungen klar umrissen. Immer mehr Menschen aus der Zielgruppe sollen durch den Verein „Buten na Binnen e. V.“ in den Genuss dieses Systems kommen, das ihnen ein wenig Freiheit wieder zurückgibt. Dazu bedarf es weiterer Öffentlichkeitsarbeit für Nutzer sowie die Werbung von Sponsoren und neuer Mitglieder.
Und auch an ihrem Studienort ist Femke weiter ehrenamtlich tätig. Sie unterstützt dort den Frauennotruf, arbeitet in der Prävention gegen sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und übernimmt für eine Seniorenresidenz die Öffentlichkeitsarbeit.
Ein kreatives Vorbild
Grußwort von Stephan Schmidt: Viel wird über Technik, insbesondere die digitalen Medien geschimpft. Dabei wird oft vergessen, dass es auch segensreiche Erfindungen gibt. Innovationen, die Menschen aus ihrer Isolation holen und Lebensfreude vermitteln können. Dazu gehören die virtuellen Radtouren durch Ostfriesland, die der im Februar gegründete Verein „Buten na Binnen“ für Seniorinnen, Senioren und Menschen mit Handicap anbietet. Von Anfang an und mit Feuereifer dabei: Femke Willms. Die 22-Jährige, die in Ihlow aufwuchs und in Aurich Abitur machte, setzt sich ehrenamtlich bei „Buten na Binnen“ ein. Sie ist der kreative Kopf im Hintergrund, dreht Videos, entwickelt Infomaterial und bereitet Vorträge vor. Und das ist nicht alles: An ihrem Studienort Münster unterstützt sie unter anderem den Frauennotruf und ist in der Prävention gegen sexuelle Gewalt gegenüber Frauen tätig. Kurzum: Femke Willms ist ein Vorbild an Einsatzbereitschaft für den guten Zweck. Und dabei noch äußerst kreativ.
Der gebürtige Rheiderländer Stephan Schmidt ist seit 2014 Chefredakteur der Ostfriesischen Nachrichten.