Anzug-Eklat bei WM Noch kein Urteil: Skisprung-Skandal bei Fis-Ethikkommission


Norwegens Skispringer haben bei der WM ihre Anzüge manipuliert. Auch ein Weltmeister ist in die Causa involviert. Jetzt urteilt der Weltverband Fis. Gibt es spätes Gold für einen Deutschen?
Im Manipulationsskandal um Norwegens Skispringer lässt ein Urteil gegen zwei Top-Athleten und drei Betreuer weiter auf sich warten. Eine unabhängige Untersuchungsstelle verwies den Fall für ein finales Verdikt an die Ethikkommission des Weltverbandes Fis - dieses wird nun über mögliche Sperren, Geldstrafen oder Disqualifikationen entscheiden.
Rund fünf Monate nach der WM in Trondheim ist also weiterhin offen, ob der Deutsche Andreas Wellinger nachträglich zum Weltmeister ernannt wird. Der deutsche Olympiasieger war im Wettkampf auf der Normalschanze hinter dem - später suspendierten - Norweger Marius Lindvik Zweiter geworden.
Die Titelkämpfe Ende Februar und Anfang März waren von dem Eklat um manipulierte Anzüge überschattet. Auf anonym gefilmten und veröffentlichten Videos war zu sehen, wie das norwegische Team Wettkampfanzüge auf unzulässige Art und Weise bearbeitet. Es wurde eine nicht erlaubte Naht angebracht, die für mehr Stabilität beim Flieger in der Luft sorgen soll.
Zwei Sportler und drei Betreuer übriggeblieben
Noch während der WM wurden drei Betreuer und fünf Springer vorläufig suspendiert. Nach den Untersuchungen des unabhängigen Ethik-Büros - in fünf Monaten wurden 38 Zeugen befragt und 88 Beweisstücke gesichtet - sind von den Sportlern nur noch Weltmeister Lindvik und Team-Olympiasieger Johann André Forfang übriggeblieben, über die die Fis-Ethikkommission nun urteilen wird. Beide beteuern, von den Manipulationen nichts gewusst zu haben. Lindvik hatte am Wochenende den Sommer-Grand-Prix in Courchevel gewonnen.

Mögliche Strafen sind laut Fis Sperren, Geldbußen oder auch nachträgliche Disqualifikationen. Der norwegische Sender TV2 meldete, dass gegen die Cheftrainer Magnus Brevig und zwei Assistenten 18-monatige Sperren angestrebt würden. Für die Sportler würden dagegen Sperren von drei Monaten vorgeschlagen, hieß es beim Sender NRK. Lindvik und Forfang wollten sich am Flughafen Genf vor Journalisten nicht zu den aktuellen Entwicklungen äußern.
Lindvik hatte auf der Normalschanze Gold vor Wellinger gewonnen. Außerdem gewannen er und Forfang Medaillen mit dem Team sowie der Mixed-Auswahl. Sollten diese Ergebnisse gestrichen werden, dann könnten Karl Geiger im Einzel sowie zwei deutsche Teams jeweils zu Bronze aufrücken. Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher sagte zur jüngsten Fis-Mitteilung: „Wir begrüßen die aktuelle Entwicklung und warten nun auf eine endgültige Entscheidung.“
Wellinger: Nachträgliches Gold wäre schwacher Trost
Ein fader Beigeschmack würde in jedem Fall bleiben. „Selbst wenn ich einmal die Goldene nach Hause geschickt bekomme: Dann war ich nicht bei der Siegerehrung, dann habe ich keine Hymne gehört, die Bilder gibt es nicht, die Emotionen. Eigentlich alles, für das wir leben, warum wir den Sport machen, das kann mir keiner mehr geben“, hatte Wellinger schon kurz nach der WM in einem Interview gesagt.