Sturmtief in Ostfriesland „Zoltan“ sorgt für zahlreiche Einsätze der Feuerwehren

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Von Daniel Noglik, Sebastian Bete und Sven Schiefelbein
| 22.12.2023 10:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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An der Uferpromenade in Leer kippe ein Baum um und landete auf einem Boot. Foto: Wolters
An der Uferpromenade in Leer kippe ein Baum um und landete auf einem Boot. Foto: Wolters
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In Ostfriesland hat das Sturmtief „Zoltan“ für ungemütliches Wetter gesorgt. Bäume stürzten um. Am Freitagabend soll der Wind wieder zulegen.

Ostfriesland - Sturmtief „Zoltan“ beschäftigt seit Donnerstagmittag die Einsatzkräfte in Ostfriesland. Die Feuerwehren mussten sich vor allem um umgestürzte Bäume und überflutete Straßen kümmern.

In Emden riss sich in der Nacht zu Freitag, 22. Dezember 2023, ein Autofrachter los. Die „SFL Composer“ wurde auf die Kaimauer gedrückt, wie ein Foto bei Facebook zeigt.

Autofrachter hat sich im Emder Hafen vom Sturm losgerissen, und liegt auf der Kaimauer..

Gepostet von Hans-Jürgen Firefighter am Donnerstag, 21. Dezember 2023

Auch der Fährverkehr zu den Inseln ist vom Sturmtief „Zoltan“ betroffen. Nach Angaben der Reedereien fallen einige Fahrten in den kommenden Tagen aufgrund des Wetters aus.

Schwere Sturmflut

Am Donnerstagabend warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg vor einer schweren Sturmflut an der ostfriesischen Küste. „Am Freitag wird das Morgen-Hochwasser an der ostfriesischen Küste 2 bis 2,5 Meter höher und in Emden 2,5 bis 3 Meter höher als das mittlere Hochwasser eintragen“, gab die Behörde am Abend über Katwarn aus.

Die Flächen vor Emssperrwerk in Gandersum sind komplett überflutet, das Wasser geht bis zum Deich. Der Deutsche Wetterdienst rechnet insbesondere an der Nordseeküste während des Sturmtiefs „Zoltan“ auch mit orkanartigen Böen. Außerdem besteht laut Experten die Gefahr von Sturmfluten. Foto: Lars Penning/dpa
Die Flächen vor Emssperrwerk in Gandersum sind komplett überflutet, das Wasser geht bis zum Deich. Der Deutsche Wetterdienst rechnet insbesondere an der Nordseeküste während des Sturmtiefs „Zoltan“ auch mit orkanartigen Böen. Außerdem besteht laut Experten die Gefahr von Sturmfluten. Foto: Lars Penning/dpa

Hohe Wasserstände gab es am Donnerstagabend etwa am Emssperrwerk Gandersum: Die Flächen vor Emssperrwerk waren am Abend komplett überflutet, das Wasser ging bis zum Deich.

In Emden wurde der Borkumanleger überflutet. Rund um den Bahnhof Außenhafen wurden Flächen überflutet.

Der Bahnhof Emden-Außenhafen stand komplett unter Wasser. Foto: F. Doden
Der Bahnhof Emden-Außenhafen stand komplett unter Wasser. Foto: F. Doden
Wer am Außenhafen mit dem Auto unterwegs war, bekam nasse Reifen. Foto: F. Doden
Wer am Außenhafen mit dem Auto unterwegs war, bekam nasse Reifen. Foto: F. Doden

Probleme bei der Bahn

Auch auf den Bahnverkehr hatte „Zoltan“ am Donnerstag starke Auswirkungen: So fielen beispielsweise die IC-Züge zwischen Norddeich und Münster in beiden Richtungen aus. Auch über Leer in Richtung Oldenburg gab es diverse Ausfälle im Regional- und Fernverkehr. Und: Die Deutsche Bahn rechnet auch für Freitag noch mit Einschränkungen im Personenverkehr. „Teilweise können Beschädigungen erst bei Tageslicht abschließend beurteilt werden“, teilte ein Sprecher mit.

Viele Einsätze für die Feuerwehr

Im Landkreis Leer sind die Feuerwehren zu mehreren Einsätzen ausgerückt, um Sturmschäden zu beseitigen. Unter anderem gab es Einsätze in Klostermoor, Selverde, Bunde, Bunderhee, Loga, Jheringsfehn und Ihren. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Leer/Emden gab es nach Angaben eines Sprechers insgesamt 21 Einsätze (Stand 21.24) Uhr, davon einer in Emden. Überwiegend sei es um umgestürzte Bäume gegangen. Schwere Sachschäden oder gar Verletzte gab es bis zum Freitagmorgen laut Polizei nicht. In zwei Fällen – in Rhauderfehn und in Uplengen – waren Bäume auf parkende Autos gestürzt.

Die Feuerwehr rückte zu einem Einsatz in Klostermoor aus. Foto: Ammermann
Die Feuerwehr rückte zu einem Einsatz in Klostermoor aus. Foto: Ammermann

Im Campen in der Gemeinde Krummhörn riss der Wind das Dach eines Gartenhauses weg. Wie die Feuerwehr mitteilte, flog es auf die die Heiselhuser Straße. Dabei wurde ein Auto beschädigt. Die Feuerwehr barg das Dach. Im ganzen Auricher Kreisgebiet gab es der Polizei zufolge bis zum Abend 28 Einsätze, vor allem in Südbrookmerland und in Aurich (Stand 21.50 Uhr). In Aurich wurde unter anderem eine oberirdische Telefonleitung beschädigt. Einige wenige Einsätze habe es in Marienhafe gegeben. Niemand wurde verletzt.

In Bunderhee war die Feuerwehr im Einsatz. Ein Baum drohte auf die Steinhausstraße zu stürzen. Foto: Feuerwehr
In Bunderhee war die Feuerwehr im Einsatz. Ein Baum drohte auf die Steinhausstraße zu stürzen. Foto: Feuerwehr

Die Feuerwehr Norden meldete am Freitagmorgen „zwölf Einsätze in zwölf Stunden“. In den meisten Fällen handelte es sich um umgestürzte Bäume. Es wurde laut Feuerwehr aber auch eine Telefonleitung abgerissen. Am aufwendigsten war die Beseitigung eines Baumes an der Großen Riede in Leybuchtpolder. Eine 20 Meter hohe Pappel war über die Straße gestürzt. Der Ballen des Baumes riss eine Trinkwasserleitung mit. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) sperrte die Wasserleitung ab und reparierte sie.

Ein umgestürzter Baum in Leybuchtpolder beschädigte eine Wasserleitung. Foto: Feuerwehr Norden
Ein umgestürzter Baum in Leybuchtpolder beschädigte eine Wasserleitung. Foto: Feuerwehr Norden

An der Grundschule Norddeich riss der Sturm eine Lichtplatte aus der Fassade der Turnhalle. Hier konnten die Feuerwehrleute das entstandene Loch provisorisch mit einer Turnmatte und Leinen abdichten.

An der Grundschule Norddeich war die Feuerwehr auch im Einsatz. Foto: Feuerwehr Norden
An der Grundschule Norddeich war die Feuerwehr auch im Einsatz. Foto: Feuerwehr Norden

Ähnliche Aussagen machten Dominik Janßen von der Kreisfeuerwehr Leer und Oliver Prigge von der Feuerwehr Norden am späten Abend: Es habe einige Einsätze gegeben, allerdings keine schweren.

In Campen musste die Feuerwehr das Dach eines Gartenhauses von der Heiselhuser Straße bergen. Bild: Feuerwehr Krummhörn
In Campen musste die Feuerwehr das Dach eines Gartenhauses von der Heiselhuser Straße bergen. Bild: Feuerwehr Krummhörn

Die Feuerwehren aus dem Landkreis Wittmund mussten in der Nacht zu insgesamt drei sturmbedingten Einsätzen ausrücken, wie der Wittmunder Kreisfeuerwehrsprecher Oliver Hemken am Freitagmorgen mitteilte (Stand 7.56 Uhr). Unter anderem sei auf der Auricher Straße in Willmsfeld in der Samtgemeinde Holtriem ein Auto mit einem umgestürzten Baum kollidiert. Dabei sei die Beifahrerin verletzt worden. Zu dem Einsatz waren die Feuerwehren Westerholt und Ochtersum ausgerückt. Des Weiteren waren die Feuerwehren Ardorf und Esens im Einsatz, um Sturmschäden zu beseitigen. „In den Morgenstunden, gegen 7 Uhr, mussten die Westerholter erneut zu einem umgestürzten Baum auf einer Fahrbahn ausrücken“, schreibt Hemken abschließend.

In Emden musste die Feuerwehr bis zum Freitagmorgen 17 Mal ausrücken. Meistens handelte es sich bei den Einsätzen um Bäume, die beseitigt werden mussten. Wie die Feuerwehr mitteilte, ließ sich das in der Regel schnell erledigen. Die Straße Alter Postweg musste allerdings länger für den Verkehr gesperrt werden. Dort war ein Teil eines größeren Baumes abgebrochen und drohte, weitere Äste anderer Bäume mitzureißen.

In Emden musste die Feuerwehr zahlreiche umgestürzte Bäume beseitigen. Foto: Feuerwehr
In Emden musste die Feuerwehr zahlreiche umgestürzte Bäume beseitigen. Foto: Feuerwehr

In der Auricher Straße hatte sich am Donnerstagnachmittag die Außenjalousie eines Fensters gelöst. Sie drohte auf Fußweg und Straße zu fallen. Um die Gefahr zu beseitigen, kam eine Drehleiter zum Einsatz. Die Auricher Straße musste wegen des Einsatzes kurzzeitig einseitig gesperrt werden.

Wegen des Einsatzes einer Drehleiter musste die Auricher Straße in Emden kurzzeitig einseitig gesperrt werden. Foto: Feuerwehr
Wegen des Einsatzes einer Drehleiter musste die Auricher Straße in Emden kurzzeitig einseitig gesperrt werden. Foto: Feuerwehr

Das rät die Feuerwehr

Angesichts der Unwetterwarnung bittet der Feuerwehrverband Ostfriesland darum, Vorsorge zu treffen und vorsichtig zu sein. Nicht feststehende Gegenstände wie Gartenmöbel sollten gesichert werden. Auch bei Baugerüsten und Werbeschildern sollte man prüfen, ob sie fest stehen – im Zweifelsfall gilt: nachsichern oder abbauen. Wer sich draußen aufhält, muss sich vor eventuell herunterstürzenden Dachziegeln und Bäumen in acht nehmen.

Der Aufenthalt in Waldgebieten sollte unterbleiben, so die Feuerwehr. Verkehrsteilnehmer sollten wachsamer sein als sonst bereits. Entwurzelte und umgestürzte Bäume oder herabfallende Äste können auch den Straßenverkehr gefährden.

„Der Aufenthalt im Freien könnte zu einer hohen Gefahr werden“, so Manuel Goldenstein, Sprecher des Feuerwehrverband Ostfriesland. Den sichersten Aufenthalt bei Unwetter bieten Gebäude. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben. Wer in eine Notlage gerät oder Gefahrensituationen erkennt, wählt den Notruf 112.

Ausblick auf die kommenden Tage

„Zoltan“ sorgt auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Im Tagesverlauf soll der Wind etwas nachlassen, in den Abendstunden dann wieder zunehmen, wie Anne Wiese, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), am Freitagmorgen sagte. Am Abend sind laut DWD orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.

Auch über die Weihnachtsfeiertage bleibt es sehr regnerisch und windig. „Es wird nicht ganz so viel wie heute, aber immer wieder muss man auch mit starken und stürmischen Böen rechnen“, sagte Martin Schönebeck vom DWD. Hoffnung, dass der in den kommenden Tagen erwartete Niederschlag als Schnee herunterkommt, macht er nicht.

Mit Material von DPA

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