Weihnachtsaktion 2023 Eltern-Kind-Gruppe ist aus einer Notlage entstanden

Marian Bornemann
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Von Marian Bornemann
| 06.12.2023 08:04 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Nina Siebels vor dem Haus in der Schulstraße, wo sich die Eltern-Kind-Gruppe trifft. Foto: Romuald Banik
Nina Siebels vor dem Haus in der Schulstraße, wo sich die Eltern-Kind-Gruppe trifft. Foto: Romuald Banik
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Nina Siebels leitet die Gruppe des Auricher Kinderschutzbundes. Anlass der Gründung war ein Mangel an Horten in der Stadt – inzwischen geht es um viel mehr.

Aurich - Aus einer Notlage ist die Eltern-Kind-Gruppe des Kinderschutzbundes vor 13 Jahren entstanden. In Aurich gab es zu diesem Zeitpunkt einen Mangel an Horten für Kinder unter drei Jahren. Nina Siebels ist gelernte Erzieherin und seit der Gründung der Gruppe dabei. Am Anfang stand vor allem die Betreuung der Kinder im Vordergrund. Mit der Zeit weitete sich ihr Aufgabenfeld aus. Die Erzieherin hilft auch den Eltern bei ihren Problemen. Sie erzählt, welche Erfahrungen sie machte und wie sie besorgten Eltern half.

Viele interessierte Mütter hätten falsche Vorstellungen von der Gruppe. Sie nehmen an, dass es sich um eine Art Kindergarten handelt. Sie wollen ihre Kinder zur Vormittagsbetreuung abgeben. Das müssen Nina Siebels und ihre Kollegin leider ablehnen. Neben dem wenigen Personal sind bauliche Vorgaben der Grund. Ein Kindergarten benötigt beispielsweise besondere Kindertoiletten. Die können nicht in der Schulstraße eingebaut werden, da es sich weiterhin um Mietwohnungen handelt. Wickelmöglichkeiten gibt es dennoch.

Eine Mutter war verzweifelt

Fachliche Beratung möchte und darf sie den Müttern und Vätern nicht geben. Sie wählt einen anderen Ansatz. Die Erzieherin macht das an einem Beispiel deutlich. Eine alleinstehende Mutter kam auf sie zu, da ihre Tochter ohne Ankündigung zu ihrem Vater nach Bremen gezogen war. Die Mutter war verzweifelt: Ihre Tochter ging dort schon seit einem halben Jahr nicht mehr zur Schule. Auf Nachrichten der Mutter reagierte die Tochter nur selten.

Nina Siebels merkte, dass die Frau vor allem jemanden zum Zuhören brauchte. Dann riet sie ihr, der Tochter Zeit zu geben. Nach ein paar Tagen meldete sich die Tochter. Der Kontakt besserte sich. Die Tochter entschied sich dafür, dauerhaft bei ihrem Vater leben zu wollen. Dennoch möchten Mutter und Tochter dieses Jahr wieder gemeinsam Weihnachten verbringen. Solche Situationen seien aber die Ausnahme.

Kindern steht eigener Raum zur Verfügung

Die Erzieherin bereitet für jedes Treffen der Gruppe Angebote vor. Beispielsweise bastelte sie zusammen mit den Müttern zu Martini Laternen oder Holzsterne für die Weihnachtszeit. Diese Angebote nehmen die Mütter aber nicht immer an. Für sie ist es vor allem der Austausch. „Wenn es nur drei Kaffees und das Gespräch sind, ist das auch in Ordnung“, sagt Nina Siebels.

Den Kindern steht ein eigener Raum zu Verfügung. Eine gelernte Krankenschwester betreut sie und spielt mit ihnen. Oftmals kann sie den Müttern bei einfachen medizinischen Fragen weiterhelfen.

An eine Geschichte erinnert sich Nina Siebels besonders gerne

Zwar hat die Gruppe feste Zeiten, Flexibilität ist aber dennoch wichtig, erklärt Nina Siebels. Eine Mutter rief sie einmal kurz vor ihrem Feierabend mit einem dringenden Anliegen an. Es war für sie selbstverständlich, dass die Frau vorbeikommen konnte. „Probleme haben keine Uhrzeiten.“ An eine Geschichte erinnert sich Nina Siebels besonders gerne: Gemeinsam mit den Müttern schrieb sie ein multikulturelles Kochbuch. Gerichte aus Polen, Syrien oder Russland sind darin vertreten. Eine Mutter brachte ihre gestalterischen Fähigkeiten ein. Sie lieferte die Illustrationen.

Öffnungszeiten

Dann ist die Eltern-Kind-Gruppe erreichbar:

Die Gruppe in Sandhorst trifft sich montags, dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr. Dienstags gibt es ein Frühstück. Alle Angebote sind kostenfrei, und die Teilnahme ist freiwillig.

Ein weiteres Angebot, das gerne angenommen wird, ist die Hilfe bei Bewerbungen. Darin ist ein gewisser Widerspruch enthalten, erklärt Nina Siebels. Wenn eine Bewerbung erfolgreich ist, freut sie sich. Das bedeutet aber zumeist, dass die Mütter nicht mehr an der Gruppe teilnehmen können. Das sei auch aktuell der Fall. Sonst besuchten etwa acht bis neun Mütter mit ihren Kindern die Gruppe. Nun sind es zwei bis drei. Die anderen fanden zwischenzeitlich Arbeit.

Anonymität könnte ein Problem sein

Eine Herausforderung für den Kinderschutzbund ist daher auch die Werbung um neue Gruppenmitglieder. Die Erzieherin nimmt an, dass insbesondere in Sandhorst viele Mütter an dem Angebot interessiert sein könnten. Der Einwurf von Handzettel in die Briefkästen oder Werbung über Hebammen blieb bis jetzt erfolglos. Ihre nächste Idee: Die Vermieter sollen beim Einzug von Familien oder Müttern mit jungen Kindern persönlich auf das Angebot des Kinderschutzbundes hinweisen.

Nina Siebels vermutet, dass viele Mütter in der Umgebung wenig Kontakt untereinander haben. Die Wohnsituationen in Sandhorst begünstigen ihrer Ansicht nach Isolation und Anonymität. Derzeit nutzen nur Frauen das Angebot der Eltern-Kind-Gruppe. „Väter sind selbstverständlich auch jederzeit willkommen“, so die Erzieherin.

ON-Weihnachtsaktion 2023

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für den Kinderschutzbund Aurich. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, neben der Beratung von Eltern die Betreuung von Kindern zu verbessern. In einer geborgenen Atmosphäre werden Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert.

Spenden sind bis Anfang 2024 möglich.

Spendenkonto:

Ein Herz für Ostfriesland gGmbH

IBAN DE94 2856 2297 0414 5372 02

Raiffeisen-Volksbank eG Aurich

Stichwort: ON-Weihnachtsaktion 2023

Infos dazu, wie man einen Beitrag leisten kann, gibt es auch hier.

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