ON-Serie „Junges Ehrenamt“ In schwerer Zeit Stütze für die Menschen sein

Gerd-Arnold Ubben
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Von Gerd-Arnold Ubben
| 12.11.2023 09:19 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Neele Nessen im Raum der Stille neben den Königsfiguren, die von dem Künstler Ralf Knoblauch geschaffen wurden und das Motto des Hospiz Emden abbilden. Die Könige schenken jedem Menschen jeden Tag neuen Mut, so der Künstler Foto: Gerd-Arnold Ubben
Neele Nessen im Raum der Stille neben den Königsfiguren, die von dem Künstler Ralf Knoblauch geschaffen wurden und das Motto des Hospiz Emden abbilden. Die Könige schenken jedem Menschen jeden Tag neuen Mut, so der Künstler Foto: Gerd-Arnold Ubben
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Wir zeichnen junges Ehrenamt aus. Die Vorstellung der zehn Nominierten geht mit Neele Nessen weiter. Ihr Engagement verdient Hochachtung. Die Emderin begleitet Sterbende und Angehörige im Hospiz.

Emden - Obwohl Neele Nessen ein emotionaler und sensibler Mensch ist, hat sie sich vor zwei Jahren entschieden, ehrenamtlich im Hospiz Emden tätig zu sein. 2019 und 2020 verstarben zwei ihr sehr nahe stehende Familienmitglieder, die bis zu ihrem Tod von einem ambulanten Hospizdienst begleitet wurden. „Für meine Familie und mich war diese Hilfe und Unterstützung damals sehr wichtig, sie war eine große Stütze und ein Anker, auch wenn wir als Familie sehr gefestigt und sehr eng zusammenstehen. Die Arbeit des ambulanten Hospizdienstes ist damals für mich in den Vordergrund gerückt, ich habe in ihr eine große Wertigkeit erkannt“, erzählt Neele Nessen im Gespräch mit den ON.

Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“.
Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“.

Nachdem die 27-Jährige zunächst zweimal hospitierte, trat sie zwischen Mai und Juli 2021 ihren ersten eigenen Dienst an, später absolvierte sie einen dreimonatigen Kurs in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Emden, wo sie unter anderem lernte, wie man mit Sterbenden und Angehörigen spricht und mit dem Sterbeprozess umgeht. Ihr habe das sehr viel gebracht für den Alltag im Hospiz und geholfen, auch ihren eigenen Trauerprozess voranzubringen und zu verarbeiten sowie einen anderen Blick auf die Geschehnisse zu bekommen.

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Nominiert für die "Goldene Pyramide" | Neele Nessen - Hospiz-Stiftung Isensee Emden
08.11.2023

Neele Nessen: „Ich mache die Arbeit mit größer Freude."

Anfangs waren ihre Familie und ihr Freund skeptisch und hatten Bedenken, ob sie diese Aufgabe überhaupt bewältigen könne. „Sie ist tatsächlich für mich keine Belastung, sonst würde ich sie sicherlich nicht machen. Erstaunlich ist, dass ich eigentlich wenig mit nach Hause nehme. Ich mache die Arbeit mit großer Freude, auch wenn ich weiß, dass das Kennenlernen der Menschen hier im Hospiz ein Kennenlernen auf Zeit ist“, sagt die Emderin. Sobald sie merkt, dass sie doch etwas beschäftigt und ihr zu schaffen macht, geht sie spazieren, um auf andere Gedanken zu kommen. Wenn das nicht hilft, tauscht sie sich mit Kolleginnen und Kollegen des Hospiz aus oder spricht mit ihrem Freund über ihre Gefühle und die Dinge, die sie belasten, natürlich alles anonymisiert.

Hilko Gröeneveld (Pflegefachkraft), Neele Nessen, Kathrin Voortmann (Pflegefachkraft) und Olga Schreiner (Hauswirtschafterin) stehen im Atrium des Hospiz vor dem Erinnerungsbaum, an den können die Angehörigen für ihre Verstorbenen ein Krönchen hängen. Foto: Gerd-Arnold Ubben
Hilko Gröeneveld (Pflegefachkraft), Neele Nessen, Kathrin Voortmann (Pflegefachkraft) und Olga Schreiner (Hauswirtschafterin) stehen im Atrium des Hospiz vor dem Erinnerungsbaum, an den können die Angehörigen für ihre Verstorbenen ein Krönchen hängen. Foto: Gerd-Arnold Ubben

Im Hospiz Emden ist jeder schwerstkranke Gast mit einer lebensverkürzenden Erkrankung ein König und wird nach seinen Bedürfnissen versorgt, behandelt, medizinisch wie psychosozial. Das Team der Hospiz Stiftung Isensee Emden verwirklicht mit großem Respekt und Würde ein hohes Maß an Lebensqualität und Selbstbestimmung für die Gäste und ihre An- und Zugehörigen.

Den Menschen Anker und Stütze sein

Neele Nessen ist es ein besonderes Anliegen, den Gästen, die vielleicht nicht auf ihre Familie zurückgreifen können oder alleine sind, ein Anker zu sein und ihnen zur Seite zu stehen. Sie versucht, beim ersten Kennenlernen Vertrauen und eine gewisse Basis aufzubauen, bietet das Du an und versorgt die Gäste mit dem, was sie gerne haben möchten. Dann beginnen die meisten, nicht alle, ein Gespräch und Neele Nessen setzt sich zu ihnen und hört erst einmal zu. Oft ist die Zeit sehr begrenzt, doch es gab auch Sterbebegleitungen über einen längeren Zeitraum, in der sie durchaus eine enge Bindung aufgebaut hat.

Schweres Ehrenamt: Neele Nessen begleitet Sterbende und Angehörige im Emder Hospiz. Foto: Gerd-Arnold Ubben
Schweres Ehrenamt: Neele Nessen begleitet Sterbende und Angehörige im Emder Hospiz. Foto: Gerd-Arnold Ubben

Gerade der Prozess bei einer älteren Dame im Laufe dieses Jahres ist ihr sehr nahe gegangen, weil sie am Ende nicht mehr alleine sein mochte und eine intensive Betreuung brauchte. Neele Nessen konnte seinerzeit das Geschehen nicht so einfach zurücklassen und nahm sich im Anschluss eine mehrwöchige Auszeit. Ihr sei damals erst so richtig klar geworden, was für einen schwierigen Job sie machen würde. Jedem Menschen wünscht sie einen Tod ohne Leid.

Wertvolle Erfahrungen aus der Hospizarbeit

Für sich persönlich nimmt Neele Nessen als junger Mensch aus der Hospizarbeit sehr viel mit, insbesondere das Kennenlernen der Gäste mit den unterschiedlichsten Werdegängen und Lebenswegen. Doch auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, vor dem sie keine Angst hat, ist Thema; Sorge und Angst bereitet ihr der Verlust von für sie wichtigen Menschen, die könne man ihr auch im Hospiz nicht nehmen.

Regelmäßig einmal die Woche kommt die 27-Jährige nach der Arbeit, sie ist vollbeschäftigt in der Verwaltungsleitung bei agilio gGmbH in Emden – Einrichtung für Menschen mit Behinderung – für einige Stunden in das Hospiz Emden in der Isenseestraße, um dort zu helfen.

Sie würde den Pflegekräften gerne noch mehr unter die Arme greifen und versuche schon, mehr in pflegerische Aspekte reinzuwachsen. Dass sie irgendwann einem Gast den schmerzenden Rücken massiert und die Füße und Hände eingecremt hat, habe sie anfänglich schon Überwindung gekostet. Danach sei sie jedoch besonders stolz aus dem Hospiz herausgegangen. Es sei schon etwas Besonderes, dass diese tolle junge Frau regelmäßig und ganz zuverlässig nach ihrem Vollzeitjob noch ins Hospiz komme und sie unterstütze, meinte Pflegefachkraft Kathrin Voortmann. Neele Nessen würde ihre Aufgaben mit Hingabe, Souveränität, Ruhe und Gelassenheit ausüben. Sie könne sich gut auf Menschen einstellen und sei empathisch. Im Hospiz würden sich alle über das uneigennützige Engagement von Neele Nessen freuen.

Goldene Pyramide

Um junges Ehrenamt zu würdigen, haben die Ostfriesischen Nachrichten und Radio Nordseewelle in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Lotterie „Goldene 7“ unter dem Titel „Goldene Pyramide“ einen mit insgesamt 6000 Euro Preisgeld dotierten Young-People-Award ausgerufen, der das ehrenamtliche Engagement junger Menschen (30 Jahre alt und jünger) würdigt und auszeichnet.

Dazu wurden von Lesern und Hörern mehr als 80 Kandidaten nominiert, aus denen jetzt von einer Jury zehn potenzielle Preisträger ausgewählt wurden, die ab jetzt jeweils sonnabends in den ON vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden ein Online- und ein erneutes Jury-Voting die Entscheidung bringen.

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