50 Jahre Spöldeel Wallinghusen Diese Truppe macht selbst etwas Klimbim zum Genuss


Die Spöldeel Wallinghusen präsentiert sich zu ihrem Goldenen Jubiläum mit einer Geisterposse in gewohnter Publikumsnähe. Das Stück tut ihrer Spielfreude keinen Abbruch.
Aurich - Karin Janßen, die Brigitte Mira der Spöldeel Wallinghusen – je oller, je doller –, machte wieder einmal alle Leinen los. Obwohl das Drehbuch der Posse „Kattenspöök“ ihre Rolle in die zweite Reihe verwiesen hatte, stand das Premierenpublikum am Freitag im Wallinghus wie eine Mauer hinter der Bühnenikone, die die Kunst beherrscht, aus jedem noch so banalen Nebensatz eine Lachrakete zu zünden. Und ihre selbstironischen Mienengewitter erst.

Viele Jahre profitierten Bühne und Publikum von ihrer Spielfreude, und viele Jahre ist es her, dass die Spöldeel Wallinghusen gegründet wurde. Viele Theaterfreunde hatten, so war in den Pausengesprächen zu hören, erwartet, dass zum Fünfzigsten ein Stück aus den Anfangsjahren wiederholt würde. Mit „Rund um Kap Hoorn“ (1977) oder „Een Husschlachter in die Kniep“ (1980) hatte sich die Bühne damals in die erste Reihe der hiesigen Plattdütschklottjes katapultiert. Daran zu erinnern, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen. Stattdessen gibt’s noch zwölf Mal bis zum 22. Oktober ein Stück des Südoldenburgers Bernard Fathmann, das eher Klimbim als Komödie ist. Mit genüsslich verbreiteten Sticheleien gegen Beamte oder Politiker und einem vollen Krug Slapstick. Doch die Handlung – na, ja.
Trotz schwacher Vorlage ein höchst vergnüglicher Theaterabend
Es geht um einen in einer Katze verborgenen, gelegentlich sehr sichtbaren Geist, der einen drögen Beamten zum Wunderheiler pusht. Irgendwann versiegt die Kraft des Geistes, der Beamte ist wieder Beamter. Daraus wird viel Gedrüs gemacht, und es gereicht dem sechsköpfigen Ensemble zur Ehre, dass aus der eher schwachen Vorlage ein höchst vergnüglicher Theaterabend wird. Ja, mehr noch, denn selbst eher platte Witzchen werden, von einem bestens aufgelegten Sextett präsentiert, zu echten Schenkelklopfern. So etwas können sie in Wallinghausen. Die Spezialität, ihre Besucher mitzunehmen, zu Szenenbeifall zu animieren, haben sie in 50 Jahren nicht verlernt.
Herbert Fuhs ist den Theaterfreunden noch als britischer Sergeant im Ayenwoldmer Freilichtspiel „Heimat“ in bester Erinnerung. Jetzt mischt er als trinkfreudiger, in Frack und Zylinder steckender Geist in Wallinghausen mit. Dieser Spieleraustauch nimmt zu und beflügelt die heimische Theaterszene ausdrücklich. So waren Wallinghausener kürzlich auch im Freilichtstück „Currywurst und Pommes“ der Marienhafer Theaterwerkstatt Rosenstraat 13 mit von der Partie. Fuhs‘ figürliche und mimische Präsenz und sein Moormerländer Platt sind in „Kattenspöök“ wahrhaftig die Butter auf der Stulle. Frank Mansholt, seit kurzem auch Vörsitter der Spöldeel, als amtmännische Schnapsdrossel und Wunderheiler wider Willen, treibt auf die ihm eigene originelle Weise die Handlung voran, und zieht das Publikum auf seine unverwechselbare, lakonische Art und mit seinem prima Platt auf seine Seite.
Bianca Dirks als raffgierige Amtmannsfrau entwickelt sich mehr und mehr zu einem Stützpfeiler der Bühne. Sie ist nicht auf ein bestimmtes Muster festgelegt, verfügt über eine große Variationsbreite in der Auslegung von Charakteren und erinnert in vielem an die einst so umwerfende Erika Janssen. Ihr unkompliziertes, flottes Zusammenspiel mit „Tante“ Karin Janßen (im Programmheft lapidar als oll Froo angekündigt) macht Appetit auf Neuauflagen. Und weil auch noch ein bisschen Liebelei in den Katzentopf gerührt werden muss, hat der Autor das nach einem Botanikfreak (Marc Heuermann) schmachtende, ihn schließlich kriegende Beamtentöchterchen (Maike Kasa) hinzugefügt. Die beiden jungen Mimen garantieren die Zukunft der Jubiläumsbühne, deren Stab bei diesem Stück aus Willy Wriedt als Regisseur, Martina Gerdes als Topuster sowie aus den Helfermannschaften um Gerd Gerdes und Stefan Schmidt besteht.