ON-Serie „Junges Ehrenamt“ Über den Beruf den Spaß am Ehrenamt gefunden

Udo Hippen
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Von Udo Hippen
| 23.09.2023 09:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Mit dem Pinsel in der Hand für mehr Realitätsnähe in der Ausbildung: Bartlomiej Dziuba verhilft den Johannitern in Wiesmoor mit seinem künstlerischen Talent zu noch besseren Schulungsmöglichkeiten. Foto: Udo Hippen
Mit dem Pinsel in der Hand für mehr Realitätsnähe in der Ausbildung: Bartlomiej Dziuba verhilft den Johannitern in Wiesmoor mit seinem künstlerischen Talent zu noch besseren Schulungsmöglichkeiten. Foto: Udo Hippen
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Wir zeichnen junges Ehrenamt aus. Die Vorstellung der zehn Nominierten geht mit Multitalent Bartlomiej Dziuba weiter. Kaum zu glauben, welche Leidenschaft der 25-Jährige bei den Johannitern auslebt.

Die große Katastrophenschutzhalle überrascht mit einer ungewöhnlichen Optik. Dort, wo oft triste Einöde herrscht, ziert eine typische Fehnlandschaft die riesige Wand: eine langgezogene Straße mit einem nicht enden wollenden Fluchtpunkt, ein Kanal auf dem eine Tjalk schwimmt. Davor steht Bartlomiej Dziuba mit Pinsel und Farbe in der Hand. Er geht einen Schritt zurück, schaut nachdenkend, um dann den Pinsel anzusetzen. „Ich benötige immer einen Moment der Eingabe, um die Kreativität fließen zu lassen“, erklärt er im Gespräch mit den ON. Mit Akribie und Leidenschaft für die künstlerische Arbeit setzt er Strich um Strich, arbeitet auch mit anderen Techniken, um die Szenerie möglichst nah am Original darzustellen.

Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“.
Belohnt das Engagement junger Menschen: der Young-People-Award „Goldene Pyramide“.

Seit vier Jahren engagiert sich der 25-Jährige bei den Johannitern in Wiesmoor. Einst führt ihn der Weg im Babyalter mit seiner Mutter von Polen in den Landkreis Aurich. Längst ist er hier verwurzelt, nennt die Region seine Heimat und hat sein Herz an das Ehrenamt verloren. Bei den Johannitern ist er auf vielfältige Weise tätig, sticht mit seinem Faible für die Malerei jedoch heraus. Ob Schulungsraum, Grußkarten oder jetzt die Fahrzeughalle, überall ist das kreative Wirken von Bartlomiej Dziuba wahrzunehmen.

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Nominiert für die "Goldene Pyramide" | Bartolomeij Dziuba - Die Johanniter Wiesmoor
21.09.2023

Johanniter eine große Säule im Leben

Dabei ist der Kontakt zu der Unfallhilfe eher zufällig zustande gekommen. „Es war mein Azubi-Betreuer, der mich auf die Johanniter aufmerksam machte“, erzählt der Kaufmann im Einzelhandel, der seine Ausbildung 2019 im Wiesmoorer Einrichtungshaus Buss antritt. „Zwar hatte ich schon über Eck von den Johannitern gehört, je mehr Input ich bekam, desto größer wurde meine Neugier.“ Heute ist Bartlomiej Dziuba mit Feuer und Flamme dabei, ist Sanitätshelfer und als Erste-Hilfe-Trainer für regelmäßige Schulungen verantwortlich. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass die beiden großen Säulen in meinem Leben so wunderbar miteinander korrespondieren“, spricht er zum einen von seiner Arbeit und zum anderen von seinem Ehrenamt.

Als Erste-Hilfe-Trainer und Sanitätshelfer im „Dienst“: Seit vier Jahren ist Bartlomiej Dziuba mit großer Leidenschaft ehrenamtlich für die Johanniter aktiv. Foto: Udo Hippen
Als Erste-Hilfe-Trainer und Sanitätshelfer im „Dienst“: Seit vier Jahren ist Bartlomiej Dziuba mit großer Leidenschaft ehrenamtlich für die Johanniter aktiv. Foto: Udo Hippen

Dass sein Wunsch, im Ehrenamt Hilfe zu leisten und dem Wirken einen tieferen Sinn zu geben, derart mit seiner künstlerischen Ader zu vereinen ist, kommt für ihn wie ein weiterer Glücksfall gleich. „Einer unserer Zugführer hat von meinem Talent gehört und hat gleich eine Idee gehabt, wie ich mich betätigen kann“, berichtet Bartlomiej Dziuba davon, dass das riesige Johanniter-Logo im Schulungsraum auf sein Konto geht. Schnell gesellten sich das Niedersachsen- und Wiesmoor-Wappen dazu.

Ein echtes „Mammut-Projekt“ vor Augen

Mit seiner aktuellen Arbeit hat er nach eigenen Aussagen ein echtes „Mammut-Projekt“ vor Augen. Gemeint ist die Katastrophenschutzhalle, die sogenannte „San-Arena“. „Bei Übungen werden Fallbeispiele oft in unserem Schulungsraum, also in einer sicheren Umgebung dargestellt“, erklärt der Erste-Hilfe-Trainer und ergänzt, dass dies mit dem echten Leben aber nicht zu vergleichen sei. „Wir wollten aber ein Umfeld schaffen, dass möglichst nah an der Realität ist und ein vergleichbares Raumgefühl erzeugt.“

Um dies zu erreichen, gestaltet Bartlomiej Dziuba die Wände der Katastrophenschutzhalle jetzt so, dass sich drei realistische Szenarien ergeben: 1. Verkehrsunfall auf der Straße oder im Kanal, 2. Vorfall im Urlaub, 3. Unglück im häuslichen Umfeld. Während für das erste Szenario die Fehnlandschaft dient, hat der 25-Jährige für das zweite Fallbeispiel eine Strandidylle mit Pilsumer Leuchtturm vorgezeichnet und für die dritte Situation ein Bild mit Haus, Garten und Schuppen im Kopf. „Die Bilder werden alle so angelegt, dass sie von der Wand über den Boden in den Raum weitergeführt werden“, erzählt er davon, eine Dreidimensionalität erzeugen zu wollen.

„Die Bilder werden alle so angelegt, dass sie von der Wand über den Boden in den Raum weitergeführt werden“, erzählt Bartlomiej Dziuba davon, eine Dreidimensionalität erzeugen zu wollen. Foto: Markus Weymer
„Die Bilder werden alle so angelegt, dass sie von der Wand über den Boden in den Raum weitergeführt werden“, erzählt Bartlomiej Dziuba davon, eine Dreidimensionalität erzeugen zu wollen. Foto: Markus Weymer

„Mich erfüllt eine große Freude“, sagt Bartlomiej Dziuba, wenn er von seinem künstlerischen Ehrenamt spricht. „Ich finde es schön, dass meine Kunst im Sinne der Ersten Hilfe einen tieferen Sinn erfüllt.“ So ist es kaum verwunderlich, dass der Akelsbarger ein- bis zweimal die Woche in der „San-Arena“ steht, um an seinem „Mammut-Projekt“ zu arbeiten. „So oft ich es zeitlich einrichten kann, bin ich hier.“

Der Startschuss dafür fiel vor rund drei Monaten. Bis zum Jahresende soll auch die weitere Kanalseite der Fehnlandschaft fertig sein. Die anderen beiden Wände sollen im nächsten Jahr folgen. „Da mache ich mir aber keinen Druck“, freut sich der Johanniter darüber, hier den Raum für seine Leidenschaft gefunden zu haben.

Goldene Pyramide

Um junges Ehrenamt zu würdigen, haben die Ostfriesischen Nachrichten und Radio Nordseewelle in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Lotterie „Goldene 7“ unter dem Titel „Goldene Pyramide“ einen mit insgesamt 6000 Euro Preisgeld dotierten Young-People-Award ausgerufen, der das ehrenamtliche Engagement junger Menschen (30 Jahre alt und jünger) würdigt und auszeichnet.

Dazu wurden von Lesern und Hörern mehr als 80 Kandidaten nominiert, aus denen jetzt von einer Jury zehn potenzielle Preisträger ausgewählt wurden, die ab jetzt jeweils sonnabends in den ON vorgestellt werden. Im Anschluss daran werden ein Online- und ein erneutes Jury-Voting die Entscheidung bringen.

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