Musiker im Kuh-Flecktarn „An der Nordseeküste“ wird gerockt, nicht geschunkelt

Susanne Ullrich
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Von Susanne Ullrich
| 01.06.2023 13:38 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die vier Musiker von United 4 posieren im Wattenmeer. Für ihre neue Single „An der Nordseeküste“ gingen sie sogar an Bord eines Krabbenkutters. Foto: United 4
Die vier Musiker von United 4 posieren im Wattenmeer. Für ihre neue Single „An der Nordseeküste“ gingen sie sogar an Bord eines Krabbenkutters. Foto: United 4
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Die vier Musiker von United 4 bezeichnen sich selbst als die härteste Tanzkapelle der Welt. Das brachte sie schon ins TV zum „Supertalent“, zu „Classic meets Pop“ und auf Tour mit David Hasselhoff.

Varel/Emden - Das ist ein ordentlicher Wumms mit dem Metal-Hammer für den Ohrwurm des Kultschlagerduos Klaus und Klaus: „An der Nordseeküste“ wird künftig gerockt, nicht geschunkelt. Die Musiker von United 4 haben sich die Partyhymne aus dem Jahr 1985 vorgenommen und ihr einen modernen, gitarrenlastigen Anstrich verpasst. Die Version gefiel nicht nur der Band. Eine Plattenfirma sorgte dafür, dass diese als Single veröffentlicht und ein Video dazu gedreht wurde.

Das feiert den Ohrwurm, den ungewöhnlichen Sound und den hohen Norden gleichermaßen: Wattenmeer, Shantychor und Deck schrubben auf dem Krabbenkutter durften da nicht fehlen, verrät Sänger Matthias Schoon im Gespräch mit der Redaktion. Besser bekannt ist der Vareler seit Jahren unter seinem Künstlernamen Mazze Glazze. Er arrangiert die Stücke und ist darüber hinaus der Manager des Quartetts.

Was und warum

Darum geht es: Vier Musiker aus (Ost-)Friesland liefern mit ihrer Version den Kultsongs „An der Nordseeküste“ eine Liebeserklärung an ihre Heimat. Kutter und Shantychor trifft auf brettharten Gitarrensound.

Vor allem interessant für: Heimatverbundene, Musikfans mit Humor

Deshalb berichten wir: Aufnahmen mit klassischem Orchester oder Shantychor, Auftritt im TV und auf David Hasselhoffs Bühne – Mazze Glazze und seine Mitstreiter sind vielseitig und ein Blick in ihr neues Video lohnt sich.

Die Autorin erreichen Sie unter: s.ullrich@zgo.de

Am Steuer des Kutters steht kein Geringerer als Klaus Baumgart, seit 40 Jahren Teil besagten Duos. Die Originalinterpreten des Liedes feiern den Sound von United 4 – die Rocker wiederum feiern den Klaus-und-Klaus-Song. Seit Jahren schon performen sie ihn live, bei jedem Konzert. „Es ist ein Titel, der zu uns passt“, findet Schoon. Bei einem Treffen spielte der Vareler dem gebürtigen Oldenburger Baumgart die United-4-Version vor. „Der war total begeistert.“ Vergangenes Jahr nahmen sie den Kultschlager gemeinsam für „Das Jubiläumsalbum (40 Jahre)“ von Klaus und Klaus auf. Jetzt zogen United 4 nach. Für die Musiker ist „An der Nordseeküste“ eben ein kultiges Lied, das richtig Laune macht.

Viel Humor und Kuh-Bühnenoutfits

Die schon optisch außergewöhnliche Band bezeichnet sich selbst als härteste Tanzkapelle der Welt und hat in weit mehr als drei Jahrzehnten Bandgeschichte musikalisch wie personell einige Veränderungen durchlaufen: Los ging es als traditionelle Tanzkapelle, in der Hardrocker Schoon eigenen Angaben zufolge nur mitspielen wollte, um endlich mal seine Rechnungen bezahlen zu können. Der gebürtige Auricher fand im Laufe der Jahre einen Mittelweg: „Wir haben so nach und nach gemerkt, dass das Vermischen von Heavy Metal, Schlager und Tanzmusik ankommt. Das macht uns einzigartig.“ Das und die Klamotte in Kuh-Flecktarn. Aber die Bühnenoutfits der „Muh-siker“ sind eben auch ihr Markenzeichen und machen sie unverkennbar. Der selbst ernannte Rinderwahnsinn besticht auch mit Humor.

Mazze Glazze (2. von links) ist seit mehr als 30 Jahren Teil der United 4. Er sagt, die Band habe noch nie so gut geklungen wie jetzt mit Steve Vania (von links), Akki Janßen und Kriss Danger. Foto: United 4
Mazze Glazze (2. von links) ist seit mehr als 30 Jahren Teil der United 4. Er sagt, die Band habe noch nie so gut geklungen wie jetzt mit Steve Vania (von links), Akki Janßen und Kriss Danger. Foto: United 4

Zuletzt wurden aus den United Four die United 4 – personelle Veränderungen sollen sich im Namen niederschlagen. Zu Mazze Glazze am Bass und Steve Vania an der Gitarre (Nienhagen) gesellten sich mit Akki Janßen am Schlagzeug und Kriss Danger an der Gitarre aus Emden zwei Ostfriesen. „Wir klingen besser als jemals zuvor.“ Hart, laut und doch melodisch. Und das vierstimmig: Denn gesanglich mischen alle mit. Das Ziel ist es nun, in genau dieser Besetzung noch einmal ordentlich Fahrt aufzunehmen. 2009 war das schon einmal passiert: Damals schaffte es die Band bis ins Halbfinale der RTL-Fernsehshow „Das Supertalent“ mit Kultjuror Dieter Bohlen. „Das war schon ein Highlight“, erinnert sich Matthias Schoon. Der hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Routine vor TV-Kameras: Seit Ende der 1990er Jahre ist der 52-Jährige nämlich schon in allen möglichen Formaten aufgetaucht: Vom Musikquiz bis zur Castingshow nimmt er alles mit, was Spaß macht. Aber die Auftritte beim „Supertalent“ zur besten Sendezeit mit acht Millionen Zuschauern vor der Glotze, das sei schon etwas Besonderes gewesen, gibt der Vollblutmusiker zu.

Auf der Bühne mit David Hasselhoff

Das bescherte den Musikern eine Menge Auftritte. Schlagartig war man bei 130 statt zuvor 80 Auftritten pro Jahr. Bis nach Belgien und in die Schweiz brachte es die Kuhrocker damals. „Das war schön.“ Bei diesen Gastspielen im benachbarten Ausland blieb es nicht: 2018 und 2019 begleitete die Band Ex-„Knight Rider“ und Kult-„Baywatch“-Star David Hasselhoff. Also den Mann, der für sich selbst beansprucht, mit seinem Song „Looking for Freedom“ die Berliner Mauer quasi im Alleingang zu Fall gebracht zu haben. Aber auch eine Ein-Mann-Armee wie Hasselhoff braucht auf der Bühne etwas Unterstützung: Die bekam er von United Four. Schoon: „Wir haben seine Songs auf unsere Art gespielt. Das kam bei den Fans auch gut an.“

Eine Wahnsinnschance für die Musiker: „Da wurde ein Traum wahr.“ Gereist wurde in einem nagelneuen Nightliner, also einem Tourbus, in dem eine Band auf Tour lebt – und Nacht für Nacht zu neuen Auftritten weiterfährt. Ein Leben auf der Straße, davon träumt quasi jede Rockband. Hat man das dann einmal gehabt, wünscht man sich wieder ein Hotelzimmer, verrät Schoon lachend. Die Erfahrung aber kann ihm keiner nehmen. Bietet sich den Kuh-Rockern eine Chance, greifen die zu. Bei „Classic meets Pop“ in Oldenburg brachte das Quartett zuletzt im März seine Musik auf die Bühne – und verblüffte mit der Unterstützung des Oldenburgischen Staatsorchesters einmal mehr mit Vielseitigkeit und Musikalität.

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