Kritik des BUND Ostfriesland Silvester ist „Schreckensnacht für Vögel und Tiere“

| 19.12.2022 11:42 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Gänse am Großen Meer. Foto: Romuald Banik
Gänse am Großen Meer. Foto: Romuald Banik
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Böller an Silvester versetzen Tiere in Panik, kritisiert der BUND und verweist auf erstaunliche Ergebnisse einer Studie. Doch es kann auch anders laufen.

Aurich - Scharf kritisiert hat der BUND Ostfriesland das Abbrennen von Feuerwerk an Silvester. Dieses würde Tiere, aber auch schreckhafte Menschen sowie Kriegsflüchtlinge belasten. In einer Mitteilung spricht der BUND von einer „Schreckensnacht für Vögel und andere Tiere“.

Er fordert, das Böllern an Silvester einzuschränken. Dabei verweist die Umweltschutzorganisation auf erstaunliche Ergebnisse einer Studie zu den Auswirkungen des Feuerwerks auf die Vogelwelt. Und nennt ein Beispiel, wie es auch anders gehen kann.

Hunderte Stare flogen in Panik gegen Fensterscheiben

„Die Böllerei ist für die Tiere ein Qual“, so der BUND in einer Mitteilung. Deutlich sei die laut der Umweltschutzorganisation „verheerende Wirkung“ Silvester 2020/21 in Rom deutlich geworden. Damals flogen in der Silvesternacht Hunderte Stare in Panik vor dem Feuerwerk gegen Fensterscheiben und Freileitungen und verendeten.

Der BUND fordert eine Schutzzone gegen die Auswirkungen des Böllerns. Diese sollte nicht nur den Nationalpark Wattenmeer und Vogelschutzgebiete selbst, sondern in einem weiteren Umkreis darüber hinaus gelten. Dies würde auch vielen Menschen entgegen kommen, die den Jahreswechsel lieber in Ruhe genießen wollen. Durch das Abbrennen von Feuerwerk an Silvester würden zudem mehr als 2000 Tonnen gesundheitsschädlicher Feinstaub frei gesetzt, Zehntausende Tonnen Müll die Umwelt verdrecken.

Vorbild Wangerland

Die am Weltnaturerbe Wattenmeer gelegene Gemeinde Wangerland geht dabei in den Augen der Umweltschützer in diesem Jahr mit gutem Beispiel voran. Sie veranstaltet für Einheimische und Touristen ein feuerwerksfreies „Wangerländer Deichleuchten“, das „auch für die Vogelwelt im Wattenmeer ein Silvester ohne Schrecken“ ermögliche.

Schon 2013 stellte laut BUND ein Wissenschaftler-Team der Universität Amsterdam fest, dass Vögel, die normalerweise bis 100 Meter Höhe fliegen, in dieser Nacht in Höhen bis zu 1000 Metern flüchteten. Statt sich in einer kalten Nacht auszuruhen, irrten Tausende Vögel die ganze Nacht umher – oft bis zur totalen Erschöpfung.

Vögel fliehen 500 Kilometer weit

In einer aktuellen Studie habe ein internationales Wissenschaftlerteam die Flugbewegungen von mit Sendern ausgestatteten Wildgänsen verschiedener Arten ausgewertet, teilte der BUND weiter mit. Ein Großteil der Gänse floh danach weite Strecken vor dem Feuerwerk, einige sogar bis zu 500 Kilometer.

Die lange Flucht koste die Vögel viel Energie. In den Tagen nach Silvester verbrächten sie zehn Prozent mehr Zeit für die Nahrungssuche. Dabei kämen sie aus Skandinavien und Sibirien nach Ostfriesland, um in ausgewiesenen Vogelschutzgebieten und im Nationalpark Wattenmeer in Ruhe überwintern zu können, so der BUND. In der Silvester aber würden sie ihre Schlafgewässer wechseln und teilweise wochenlang nicht mehr dorthin zurückkehren.

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