Häusliche Gewalt Jede Woche mindestens ein Fall in Großefehn

| 07.12.2022 16:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Uwe Schwarz von der Polizeistation Großefehn (von links), die Großefehntjer Gleichstellungsbeauftragte Sonja Alberts und Bürgermeister Erwin Adams präsentieren die orangefarbigen Sattelkissen, die zum Aktionstag verteilt wurden. Foto: privat
Uwe Schwarz von der Polizeistation Großefehn (von links), die Großefehntjer Gleichstellungsbeauftragte Sonja Alberts und Bürgermeister Erwin Adams präsentieren die orangefarbigen Sattelkissen, die zum Aktionstag verteilt wurden. Foto: privat
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Bürgermeister, Gleichstellungsbeauftragte und Polizei sind sich einig: Menschen sollen sensibilisiert werden, nicht wegzusehen. Denn besonders für Kinder ist es schlimm.

Großefehn - Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen beteiligte sich auch die Gemeinde Großefehn und zeigte Flagge: Vor dem Bürgerhaus wurde die Fahne der „Terre des Femmes“ gehisst. Auch wurden Banner in der Gemeinde aufgestellt. Die Menschen sollen sensibilisiert werden und nicht wegsehen, da sind sich der Großefehntjer Bürgermeister Erwin Adams, die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Sonja Alberts und Uwe Schwarz von der Polizeistation Großefehn einig.

„Jeder Fall ist ein Fall zu viel“, betonte Adams. Jede Woche gebe es mindestens einen Fall von häuslicher Gewalt in Großefehn, berichtete Schwarz.

Gewalt in der Familie übertrage sich oft auf die nächste Generation

Sonja Alberts sagte, dass sich Gewalt in der Familie oft auf die nächste Generation übertrage. Gewalt in Haushalten sei ein großes Problem. Aber Frauen sehen oft keine Alternative, weil sie die Verantwortung für die eigenen Kinder haben und vielfach finanziell abhängig seien.

Alberts, Adams und Schwarz appellieren laut einer Mitteilung an Nachbarn, Freunde und Familienangehörige nicht wegzuschauen. „Für die Kinder ist häusliche Gewalt eine Katastrophe“, sagt Polizist Schwarz.

Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner getötet

Wenn die Polizei von Gewalt erfahre oder sehe, sei es ihre Pflicht tätig zu werden. Die Polizei habe beispielsweise die Möglichkeit, gewalttätige Männer für 14 Tage des eigenen Hauses zu verweisen. Und das werde auch regelmäßig kontrolliert. Während der Abwesenheit des Mannes könne die Frau überlegen, wie es in der Beziehung weitergehen solle. Außerdem werde der Landkreis über den Vorfall informiert, um den Betroffenen Hilfe anzubieten. Es gebe auch Beratungsstellen für Männer, allerdings würden diese nur selten in Anspruch genommen.

Sonja Alberts wies auf die Dimensionen und Ausmaße von Gewalt an Frauen hin: Jeden Tag versuche in Deutschland ein Lebenspartner seine Frau zu töten und jeden dritten Tag gelinge das auch. 13 Prozent aller Frauen erleben sexualisierte Gewalt und ein Viertel aller Frauen sei sexualisierte oder körperliche Gewalt vom Partner widerfahren. „Nur fünf Prozent der Sexualstraftaten werden angezeigt“, so Alberts. Frauen könnten sich der Gewalt häufig schlecht entziehen. Sie hätten Angst vor Konsequenzen und keinen Schutz vor dem Partner. Betroffene wollten häufig keine Bestrafung des Partners, sondern nur den Schutz. Wer Gewalt beobachte sollte sich nicht scheuen, zum Telefonhörer zu greifen, sagte Adams.

Es wurden zum Aktionstag, auch als „Orange Day“ bezeichnet, orangefarbige Fahrrad-Sattelkissen verteilt. Auf den Sattelkissen befinden sich Telefonnummern, unter denen Betroffene Hilfe finden können: das Frauenhaus unter Tel. (0 49 41) 6 28 47, die Opferhilfe unter Tel. (0 49 41) 9 99 87 99, Biss unter Tel. (0 49 41) 97 32 22, die Frauenberatungsstelle unter Tel. (0 49 41) 96 43 85 und natürlich die Polizei unter 110.

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