Typisierung in Ihlow Ein Dorf auf der Suche nach einem genetischen Zwilling

Gerd-Arnold Ubben
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Von Gerd-Arnold Ubben
| 12.06.2022 14:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die 17-Jährige Janna de Berg (rechts) ließ sich am Sonnabend in Simonswolde typisieren. Zwei Freundinnen von Imke Schoolmann halfen bei der Aktion mit. Foto: Gerd-Arnold Ubben
Die 17-Jährige Janna de Berg (rechts) ließ sich am Sonnabend in Simonswolde typisieren. Zwei Freundinnen von Imke Schoolmann halfen bei der Aktion mit. Foto: Gerd-Arnold Ubben
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Um einen Stammzellenspender für die an Leukämie erkrankte Imke Schoolmann zu finden, gab es am Sonnabend in Simonswolde eine Typisierungsaktion. Auch ihre Eltern waren vor Ort.

Ihlow - Vor einigen Wochen bekam die 23-jährige Imke Schoolmann die niederschmetternde Diagnose: akute lymphatische Leukämie. Um wieder gesund zu werden, ist sie auf einen Stammzellenspender, einen sogenannten genetischen Zwilling, angewiesen. Um die Chance zu erhöhen, diesen genetischen Zwilling zu finden, gab es am Sonnabend in Simonswolde eine große Typisierungsaktion. Den ganzen Tag über fand in den Räumen der Feuerwehr Simonswolde eine Typisierungsaktion in Zusammenarbeit mit dem „Verein zur Hilfe leukämiekranker Kinder e.V.“ statt.

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Wie der Simonswoldmer Ortsbrandmeister Wilhelm Ulferts berichtete, kam die Aktion durch Imke Schoolmanns Verlobten Arne de Boer zustande, der bei der Feuerwehr um Unterstützung für eine Typisierungsaktion gebeten hatte. Für die Feuerwehr sei das sofort eine Selbstverständlichkeit gewesen. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Aktion mit Leukin geplant. Viele Ihlower, insbesondere junge Menschen, sind dem Aufruf nachgekommen, sich typisieren zu lassen, um vielleicht der genetische Zwilling zu sein. Eine von ihnen war die 17-jährige Janna de Berg aus Simonswolde. Sie möchte einfach eine gute Tat vollbringen und hofft sehr, dass Imke Schoolmann ganz schnell geholfen werden kann.

Eltern loben beeindruckende Aktion

Vor Ort waren auch die Eltern von Imke Schoolmann, die sich im Gespräch mit den Ostfriesischen Nachrichten zum gesundheitlichen Zustand ihrer Tochter äußerten. Ihre Tochter befinde sich momentan in Oldenburg-Kreyenbrück auf der Onkologiestation. Es gehe ihr verständlicherweise nicht gut. Imke stelle sich schon die Frage, warum sie immer krank sein müsse. Zu ihrem Leidwesen könne sie ihrer Tochter diese Frage nicht beantworten, meinte traurig die Mutter. „Wir besuchen sie jeden Nachmittag und versuchen, ihr Mut zu geben. Unsere Besuche bauen sie dann auch immer wieder ein wenig auf“, erzählen Gerda und Engelbart Schoolmann. Bereits im Jahr 2015 erhielt Imke die niederschmetternde Diagnose Morbus Hodgkin Lymphom, die schon damals ihr Leben total veränderte. Eine Ausbildung zur Landwirtin musste Imke, die Tiere über alles liebt, deswegen abbrechen.

Sie würden nun wiederum enorm schwierige Zeiten mitmachen wie sieben Jahre zuvor, erzählt Imkes Vater. Es sei sehr anstrengend, wobei die Angst am Schlimmsten sei; sie raube ihnen ständig den Schlaf. Für sie, so Engelbart Schoolmann, zähle nur die Gesundheit ihrer Tochter, alles andere sei total unwichtig geworden. Die Aktion der Feuerwehr bewertete Engelbart Schoolmann als super und beeindruckend, seine Frau und er seien unglaublich dankbar dafür. Ihre große Dankbarkeit könnten sie nicht in Worte fassen, meinte das Ehepaar. Anwesend war auch Arno Ulrichs, Bürgermeister der Gemeinde Ihlow. Er sprach allen Beteiligten einen großen Dank aus. Die Feuerwehr Simonswolde, so Arno Ulrichs, sei dafür bekannt, nicht lange zu reden, sondern die Angelegenheit in die Hand zu nehmen. Die Feuerwehren würden eben nicht nur Brandschutz leisten, sie würden auch in so vielen anderen Dingen die Bevölkerung verlässlich unterstützen.

Jede Typisierung zählt

Wenn es um die Rettung von Menschenleben gehe, sei Leukin sofort dabei, meinte Christa Lindenberg, zweite Vorsitzende. Jeder, der sich typisieren lasse, sei wichtig für den Verein. Seit Bestehen von Leukin gab es durch die Typisierungsaktionen in den zweieinhalb Jahrzehnten bisher 945 Lebensretter. Wir konzentrieren uns bei Leukin darauf, unseren Mitmenschen klarzumachen, wie wichtig es ist, sich als potentieller Stammzellspender zur Verfügung zu stellen. Hier in Simonswolde habe ich eine tolle Zusammenarbeit mit der Feuerwehr erlebt, die Aktion war toll vorbereitet. Wir haben anhand der Beteiligung gemerkt, dass das Dorf hinter der Aktion steht, immerhin haben sich 116 typisieren lassen“, meinte Christa Lindenberg angetan.

Der Verein Leukin wurde vor mehr als 25 Jahren zur Hilfe leukämiekranker Kinder gegründet. Seitdem haben sich durch die Mithilfe des Vereins über 80 000 Menschen bei der DKMS als Stammzellspender registrieren lassen. Weit über 900 Patienten und Patientinnen wurde so die Chance auf ein zweites Leben geschenkt. Doch eine Registrierung als potenzieller Stammzellspender oder potenzielle Stammzellspenderin sei nur der erste Schritt. Bei jeder Neuaufnahme eines Spenders oder einer Spenderin entstehen Kosten in Höhe von 35 Euro.

Diese Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen und werden durch Spendengelder finanziert. Daher hat es sich Leukin zur Aufgabe gemacht, Spendengelder durch Benefizkonzerte, Straßenfeste, Bastelaktionen, Verlosungen und Verkaufsaktionen zu sammeln. Diese Gelder werden ausschließlich für die entstandenen Kosten bei Typisierungen zur Verfügung gestellt.