Familienministerin will regelmäßige Corona-Tests bei Kindern
Kinder und Jugendliche sollten nach Ansicht von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel weiterhin regelmäßig auf Corona getestet werden.
Sie stimme der Empfehlung des Expertenrats der Bundesregierung uneingeschränkt zu, dass Schulen, Kitas und außerschulische Bildungs-, Freizeit- und Sporteinrichtungen für Kinder und Jugendliche offenbleiben müssten, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. „Um sie allerdings bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen, muss weiter regelmäßig und verbindlich getestet werden.“
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, hatte vor wenigen Tagen gefordert, das Testen an Schulen müsse „schrittweise enden“. „Spätestens Ende März reichen wahrscheinlich auch zwei Tests pro Woche“, sagte die CDU-Politikerin, die Bildungsministerin in Schleswig-Holstein ist. Schrittweise müsse die Testpflicht zur „Testmöglichkeit“ werden.
Forderungen
Der Corona-Expertenrat forderte in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Stellungnahme, dem Wohl von Kindern in der Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen. Kinder und Jugendliche seien besonders stark belastet. Als besonders schwerwiegend wird die sogenannte sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen bezeichnet, ausgelöst etwa durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an sozialer Teilhabe oder an Planungssicherheit. Kinder müssten vor Infektionen und vor Erkrankungen infolge der Pandemie gleichermaßen geschützt werden.
Das Gremium habe ein extrem wichtiges Thema aufgegriffen und weise zu Recht darauf hin, dass die gesamte Gesellschaft den verantwortungsvollen Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Pandemie in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen müsse, sagte Spiegel. „Wir schulden es den Kindern und Jugendlichen, die Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen für alle jungen Menschen nachhaltig zu verbessern.“ Die Stellungnahme gebe wichtige Impulse, die man aufgreifen werde.
Der Expertenrat forderte, den Betrieb von Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche so sicher wie möglich zu gestalten und eine Schließung „allenfalls als ultima ratio in Betracht zu ziehen“. Zugangsbeschränkungen, die einen Großteil der Kinder und Jugendlichen vom Besuch altersgerechter Freizeitangebote ausschlössen, müssten auf Bundes- und Länderebene entfallen, soweit es die pandemische Lage erlaube. „Die aktuellen Regelungen für Kinder und Jugendliche unterscheiden sich drastisch und scheinbar willkürlich zwischen den Bundesländern.“ Die Länder sollten die Regeln einheitlich und nach dem Prinzip der maximal möglichen Teilhabe gestalten.
Krankheitslast bei Kindern
Die Experten erklärten, dass die Krankheitslast der Kinder und Jugendlichen durch eine akute Infektion mit dem Coronavirus im Vergleich zu Erwachsenen geringer sei. Dennoch könnten auch Kinder und Jugendliche, insbesondere mit Vorerkrankungen und Risikofaktoren, schwer erkranken.
Neben der akuten Krankheit werde im Kinder- und Jugendalter in seltenen Fällen mehrere Wochen nach einer Infektion das Entzündungssyndrom PIMS beobachtet, das bei einem Teil der Betroffenen intensivmedizinisch behandelt werden müsse. Seit Pandemiebeginn seien im Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie aus über der Hälfte aller deutschen Kinderkliniken insgesamt etwa 700 PIMS-Fälle gemeldet worden. „Die tatsächliche Zahl wird aufgrund der annehmbaren Untererfassung höher liegen.“
Die Experten forderten, sowohl die primäre auch die sekundäre Krankheitslast „unter spezifischer Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen“ wissenschaftlich zu erfassen und zu bewerten. Zudem fordern sie unter anderem nachhaltige staatliche Förderprogramme, um nachteilige Effekte von Pandemie-Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche zu kompensieren.
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