München (dpa)

Kahn fordert Bayern-Reaktion in Salzburg - Matthäus rügt

Klaus Bergmann und Sven Hoppe, dpa
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Von Klaus Bergmann und Sven Hoppe, dpa
| 14.02.2022 12:20 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, fordert nach der Pleite in Bochum eine Reaktion der Bayern in Salzburg. Foto: Sven Hoppe/dpa
Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG, fordert nach der Pleite in Bochum eine Reaktion der Bayern in Salzburg. Foto: Sven Hoppe/dpa
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Bayern-Boss Kahn nennt den Auftritt in Bochum „inakzeptabel“. In Salzburg erwartet er eine Reaktion wie nach der Pokal-Watschn in Gladbach. Als Gefahrenherd rückt die Abwehr in den Fokus.

Bei der Aufstellung zum Gruppenbild vor der Münchner Corona-Impftram rief ein Fotograf Oliver Kahn zu, doch „bitte nicht so grimmig“ in die Kameras zu schauen. Der Bayern-Chef reagierte schlagfertig: „Ich habe gerade an Samstag gedacht“, entgegnete Kahn mit einem Schmunzeln.

Keine Frage: Die Bochumer 2:4-Watschn wirkt beim großen FC Bayern nach. Und neben der Mentalitätsdebatte geraten dabei zumehmend die Defensivarbeit und einzelne Abwehrkräfte wie die zusammen 120 Millionen Euro teuren Franzosen Dayot Upamecano (23) und Lucas Hernández (26) ins Visier der Fußball-Experten.

Vorstandsboss Kahn war bei der Werbeaktion für die Corona-Impfung am Münchner Wettersteinplatz am Montagabend immer noch angepiekst vom blamablen 2:4 in Bochum. Der einstige Torwart-Titan erwartet von der aktuellen Bayern-Generation eine deutliche Reaktion am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) in der Champions League gegen RB Salzburg.

Matthäus: „Mir tun die Salzburger leid“

„Ich gehe mal davon aus, dass die Spieler wissen, dass eine erste Halbzeit wie in Bochum inakzeptabel ist. Da sind wir weit unter unseren Möglichkeiten geblieben“, sagte er nur wenige hundert Meter entfernt vom Vereinsgelände. Dort stimmte Trainer Julian Nagelsmann seine Profis nach „einem Tag zum Durchschnaufen“ fast zeitgleich auf dem Trainingsplatz auf das Achtelfinal-Hinspiel ein - und zwar auch mit Einzelgesprächen, etwa mit dem zu oft patzenden Upamecano.

Kahn ist überzeugt, dass er sich als Tribünengast in der mit 30.000 Zuschauern ausverkauften Red Bull Arena nicht wieder ärgern muss wie in Bochum. „Manchmal hat es ja auch was Gutes, dass man ein paar Tage später jetzt in Salzburg spielen kann, um schnellstmöglich so ein Ergebnis vergessen zu machen“, sagte der 52 Jahre alte Ex-Profi.

Kahn erinnerte an das Aus im DFB-Pokal Ende Oktober: „Wir haben nach dem 0:5 in Gladbach auch die richtige Reaktion gezeigt und das nächste Spiel klar gewonnen. Und ich gehe davon aus, dass das jetzt auch so sein wird.“ Damals folgten zwei 5:2-Siege in der Bundesliga gegen Union Berlin und in Europas Königsklasse gegen Benfica Lissabon. Kahns einstiger Bayern-Kollege Lothar Matthäus äußerte sich in München ähnlich: „Mir tun die Salzburger leid. Dem FC Bayern passieren nicht zwei Niederlagen hintereinander. Mich würde es wundern, wenn Bayern nicht gewinnt.“ Er tippt ein 2:0.

Kahn: „Wir kassieren zu viele Gegentore“

Ein Mentalitäts-Problem sieht Kahn bei den Münchner Profis nach entsprechenden Aussagen von Nationalspieler Joshua Kimmich nicht. „Wenn man hoch verliert, wird immer schnell das Thema Mentalität ins Spiel gebracht“, bemerkte der Bayern-Chef. Kahn sieht eher ein Einstellungsproblem zur Abwehrarbeit: „Ich glaube, dass wir nicht nur in dieser Saison, sondern in den letzten Saisons, defensiv in der Rückwärtsbewegung und in der Arbeit gegen den Ball einiges vermissen lassen.“ Kahn deutlich: „Wir kassieren zu viele Gegentore.“

Hier müssten Trainer und Spieler ansetzen, „dass wir mit mehr Disziplin und mehr Leidenschaft auch gegen den Ball arbeiten müssen. Ansonsten werden Fehler - und international noch mehr - gnadenlos bestraft“, mahnte Kahn. Nagelsmann dürfte in Salzburg wieder eine Dreierkette in der Abwehr aufbieten. „Wir müssen die Dinge anders lösen. Es darf einfach nicht so träge sein in allem“, sagte er.

Auch Matthäus schoss sich bei einem Werbetermin (Interwetten) verbal auf die Abwehr ein. „Das große Ziel ist, die Champions League zu gewinnen. Da muss sich die Abwehr steigern“, mahnte der 60-Jährige.

Matthäus rügte namentlich die Innenverteidiger Upamecano und Hernádenez, bei denen das „Preis-Leistungs-Verhältnis“ nicht stimme. Der aus Leipzig geholte Ex-Salzburger Upamecano wackle zu oft und komme ihm fast „wie ein Fremdkörper“ vor. Er sei jetzt sieben Monate da und habe zu wenig gezeigt: „Wie viel Zeit soll man ihm noch geben?“

Auch Weltmeister Hernández habe „Defizite“. Er foule zu viel, sei manchmal zu langsam. „Er war der teuerste Bayern-Spieler, da wird mehr verlangt“, sagte Matthäus über den 2019 für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid geholten Hernández. Das Wort „Fehleinkauf“ nehme er aber bei beiden Franzosen noch nicht in den Mund, sagte Matthäus.

Bei Weltmeister Hernández richtete er den Blick auch auf dessen Spitzensalär. „Man hat die Gehaltsgrenze nach oben gelegt mit Hernández“, bemerkte Matthäus. Jeder gönne dem herausragenden Weltfußballer Robert Lewandowski dessen Topgehalt. Aber andere Bayern-Stars würden es nicht akzeptieren, wenn ein Hernández mehr erhalte als sie. Ein Jahr nach Abwehrchef David Alaba (Real Madrid) geht im Sommer auch Nationalverteidiger Niklas Süle - nach Dortmund.

© dpa-infocom, dpa:220214-99-119226/4

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