Meinung

Folgen der Impf-Affäre: Kritik wurde einfach beiseite gewischt

Stephan Schmidt
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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 02.10.2021 09:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Klinik-Geschäftsführer Claus Eppmann sprach während der Sitzung des Auricher Kreistages. Foto: Romuald Banik
Klinik-Geschäftsführer Claus Eppmann sprach während der Sitzung des Auricher Kreistages. Foto: Romuald Banik
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Aussitzen: Diese Strategie verfolgt Klinikchef Claus Eppmann. Kritik an Kommunikation und Führung im Krankenhaus, die ein Gutachter nach der Impf-Affäre übte, wischte Eppmann jetzt beiseite.

Abwarten und Gras drüber wachsen lassen: Diese Strategie im Krisenmanagement hat erschreckend oft Erfolg. Warum Konsequenzen ziehen, wenn Zeit die Probleme löst? Klinikchef Claus Eppmann hat das erkannt. Sein Vordrängeln bei der Corona-Impfung im Januar, als viele Alte und Kranke, Ärztinnen und Pfleger noch auf eine Spritze warteten, hatte für ihn keine Folgen – obwohl ihm der Gutachter Dr. Martin Rehborn rechtswidriges Verhalten nachwies. Diese Woche wischte Eppmann jetzt auch noch Rehborns Empfehlungen beiseite, die Teil eines 52.000 Euro teuren Gutachtens waren.

Eine Grüne bohrte nach

Rehborn hatte im Mai Mängel in der Klinikstruktur und Unternehmenskommunikation angemahnt. Der Dortmunder Experte war von den Klinikgremien beauftragt worden, die Impf-Affäre, die bundesweit Schlagzeilen machte, aufzuklären. Gila Altmann (Grüne) bohrte am Donnerstag im Kreistag nach. Sie habe sich von Eppmann mehr Informationen und mehr Selbstkritik gewünscht. Der Klinikchef entgegnete, er werde sich zur Impf-Affäre nicht äußern. Die Geschäftsführung habe dem Aufsichtsrat berichtet, wo nachgebessert worden sei und, man höre und staune, wo Rehborns Kritik nicht zutreffend gewesen sei.

Statt Einsicht: Kritik am Kritiker

Damit bestätigte Eppmann das, was Rehborn kritisiert hatte: Die Außenwirkung, die Kommunikation, ist schlecht. Statt Einsicht und Demut: Kritik am Kritiker, die Eppmann nach den skandalösen Vorgängen im Januar ganz gewiss nicht zusteht. Wir erinnern uns: Regierungssprecherin Anke Pörksen (SPD) nannte Eppmanns Verhalten in der Landespressekonferenz „verwerflich“ und „unsolidarisch“. Auch ein heutiger Überfluss an Impfstoff ändert an dieser Bewertung nichts.

Gutachten kostete viel Geld

Landrat Olaf Meinen und Oberbürgermeister Tim Kruithoff übten damals nach Bekanntwerden seiner Impfung deutliche Kritik an Eppmann. Ein wenig Ruhe kam erst in die Sache, als die Anfertigung eines Gutachtens beschlossen worden war. Es hat viel Geld der Steuerzahler gekostet. Diesen dürfte nach den paar knappen Worten Eppmanns im Kreistag diese Woche nicht ganz klar sein, wofür das Geld eigentlich ausgegeben wurde. Klarere Aussagen wären nötig. Immerhin gehören die drei Kliniken in Aurich, Norden und Emden der Allgemeinheit.

@ Den Autor erreichen Sie unter stephan.schmidt@on-online.de

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