Friesland

Staatssekretär: Tausende Menschen mit Kochsalzlösung geimpft

| | 10.08.2021 14:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Im Impfzentrum des Landkreises Friesland könnten Tausende Menschen mit Kochsalzlösung statt mit dem Biontech-Vakzin geimpft worden sein. Foto: DPA
Im Impfzentrum des Landkreises Friesland könnten Tausende Menschen mit Kochsalzlösung statt mit dem Biontech-Vakzin geimpft worden sein. Foto: DPA
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Im April hatte eine Mitarbeiterin des Impfzentrums Schortens zugegeben, sechs Spritzen mit Kochsalzlösung verabreicht zu haben. Staatssekretär, Landrat und Polizei gehen von mehr als 8500 Fällen aus.

Schortens - Möglicherweise sind im Landkreis Friesland Tausende Menschen mit Kochsalzlösung statt mit dem Biontech-Impfstoff geimpft worden. Das teilten am Dienstag sowohl der Landkreis Friesland als auch Heiger Scholz, Staatssekretär im niedersächsischen Sozialministerium und Leiter des Krisenstabes in Niedersachsen, mit. Demnach könnten rund 8557 Menschen nicht das Vakzin erhalten haben.

Ende April hatte eine Mitarbeiterin eines Impfzentrums bei Schortens eingeräumt, sechs Spritzen statt mit dem Biontech-Impfstoff mit Kochsalzlösung gefüllt zu haben. Ihr soll zuvor beim Anmischen ein Fläschchen mit dem Vakzin heruntergefallen sein, was sie anschließend vertuschen wollte. Danach wurde der Impfschutz von mehr als 100 Menschen, die an diesem Tag geimpft wurden, zunächst mit Antikörpertests überprüft. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft hätten ergeben, dass diese Behauptungen nicht richtig gewesen waren, sagte Heiger Scholz. Er informierte am Dienstag im Rahmen der Landespressekonferenz darüber, dass die Frau sich als Impfgegnerin ins Impfzentrum eingeschlichen habe und „in großem Umfang“ Kochsalzlösung statt des Vakzins gespritzt habe. Die Mitarbeiterin war sofort nach Bekanntwerden entlassen worden. Scholz nannte es „ziemlich perfide“, die Menschen, die auf den Schutz der Impfung hoffen, in der Weise „zu hintergehen, zu täuschen, zu betrügen“. Da falle einem wenig zu ein und es gehöre ein gehöriges Maß an „krimineller Energie“ zu, sagte Scholz.

Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen

Frieslands Landrat Sven Ambrosy (SPD) informierte ebenfalls am Dienstag in Jever darüber. „Es geht um insgesamt 8557 Menschen, die womöglich ganz oder teilweise keinen Impfschutz erhalten haben, obwohl sie davon ausgehen“, sagte Ambrosy bei einer Pressekonferenz. Es betreffe 9673 Impfungen, die im Zeitraum vom 5. März bis zum 20. April vorgenommen wurden. Um möglicherweise fehlende Impfungen nachzuholen, werden die Betroffenen nun vom Landkreis Friesland angeschrieben. Nach Bekanntwerden der Fälle im April wurde der Impfschutz von mehr als 100 Menschen, die an diesem Tag geimpft wurden, zunächst mit Antikörpertests überprüft.

Wie der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, Peter Beer, bei der Pressekonferenz sagte, müsse nach Zeugen-Aussagen „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ davon ausgegangen werden, dass innerhalb des Zeitraumes weitere Menschen anstelle des Impfstoffes Kochsalzlösungen erhalten haben. „Wir haben den begründeten Verdacht für eine Gefahr“, sagte Beer. Die Frau schweigt zu den Vorwürfen. Der Zeitraum und die genaue Zahl der Betroffenen lasse sich daher nicht weiter eingrenzen.

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