Meinung
Schlüsselklau bei VW: Image-Schaden größer als der finanzielle

Knapp zwei Dutzend der aus dem Emder VW-Werk gestohlenen Schlüssel sind weg. Der finanzielle Schaden ist hoch, der Image-Schaden für Greenpeace aber deutlich größer.
Aktivisten, die sich in ihren Schlauchbooten in die Schusslinie von Walfängern begeben, die sich gegen die Verklappung von Atommüll im Meer stellen, die gegen Robbenjäger vorgehen. Bilder der spektakulären Aktionen von Greenpeace gingen um die Welt.
Sie machten die Umweltschützer berühmt und brachten ihnen viele Sympathien ein. Die neueste Idee war hingegen eine ganz schlechte. Der Schlüsseldiebstahl auf dem Werksgelände von VW in Emden war kriminell – vor allem aber kriminell dämlich.
Reise zur Zugspitze hätte nur die Umwelt belastet
Wie die ON berichten, sind gut zwei Dutzend Schlüssel nicht wieder aufgetaucht. Der finanzielle Schaden geht in den fünfstelligen Bereich, der Image-Schaden für Greenpeace fällt aber deutlich höher aus.
Von Konzernchef Herbert Diess zu erwarten, dass er die gestohlenen Schlüssel von der Zugspitze abholt, hat etwas von einem Kinderstreich. Diess ist nicht dort aufgetaucht. Gut so, die Reise dahin hätte nur die Umwelt belastet.
Ausgerechnet Emden im Visier
Volkswagen hat sich durch den angekündigten radikalen Umbau in Richtung E-Mobilität erfolgreich ein grüneres Image zugelegt. Diess hat angekündigt, in den kommenden Jahren mehr als 35 Milliarden Euro in neue Elektroautos stecken zu wollen.
Eine Milliarde wird allein ins Emder Werk fließen. Neue Verbrennungsmotoren sollen bald gar nicht mehr entwickelt werden. VW setzt stärker als alle anderen Massenhersteller auf E-Mobilität. Das Emder Werk wird komplett umgerüstet. Und ausgerechnet dieses gerät ins Visier. Das ist kaum nachzuvollziehen.
Gründe für Kritik an VW gibt es
Dabei ist VW, und da hat Greenpeace recht, nach wie vor ein Konzern der Verbrennungsmotoren. Diese belasten das Klima erheblich. Produktions- und Absatzzahlen von E-Autos sind bisher noch hübsche Luftschlösser.
VW wird noch viele Jahre lang massenweise Verbrenner vom Band laufen lassen. Und ob es eine gute Idee ist, auch bei E-Modellen weiter auf die schweren SUVs zu setzen, muss sich noch zeigen. Sehr umweltschonend kann das kaum sein.
Also: Gründe für Kritik an VW gibt es, nur sollte diese in passender Weise geäußert werden. Mit dem Schlüsselklau hat sich Greenpeace einen Bärendienst erwiesen.