Berlin (dpa)

Spahn setzt weiter auf gezielte Corona-Eindämmung

| 02.09.2020 17:14 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Nach dem Sommer tritt der Kampf gegen Corona in eine schwierigere Phase: Was tun, wenn Infektionszahlen wieder stärker hochgehen? Der Minister wirbt für flexible Krisenreaktionen - und um Verständnis.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auch für den Herbst auf gezielte Corona-Gegenmaßnahmen, um neue drastische Beschränkungen zu vermeiden. „Das Virus ist dynamisch, wir müssen es auch sein“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin.

Man lerne jeden Tag besser, die Balance zwischen Infektionsschutz und Alltag zu finden. Etwa im Einzelhandel oder Pflegeheimen sei die Lage mit Hygienekonzepten und Masken derzeit gut im Griff. Bund und Länder hätten zudem vereinbart, auf lokale Ausbrüche regional angepasst zu reagieren und „sicherlich nicht noch mal so flächendeckend“. Spahn warb auch angesichts teils aggressiver Proteste für den Corona-Kurs.

Man müsse aufpassen, dass keine neue Dynamik entstehe und die Situation nicht entgleite. Mit relativ niedrigen Infektionszahlen sei aber schon viel erreicht, so dass man „zuversichtlich“ in den Herbst und Winter gehen könne. Man sehe etwa auch in Pflegeeinrichtungen, „dass wir keine Besuchsverbote mehr brauchen“. Dort gelinge es seit Wochen, mit Konzepten Infektions-Einträge zu reduzieren, sagte Spahn.

Der Minister verwies auch auf Äußerungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie hatte kürzlich mit Blick auf die teils wochenlange Isolierung von Heimbewohnern im Frühjahr deutlich gemacht, dass mit dem inzwischen Gelernten sicherzustellen sei, dass dies so „nicht wieder vorkommen wird“. Spahn verteidigte zugleich erneut die weitreichenden Beschränkungen im Frühjahr, die in der damaligen Lage richtig gewesen seien.

Mit Blick auf Proteste bei Demonstrationen wie in Berlin und bei eigenen Wahlkampfterminen sprach der CDU-Politiker von einer „lauten aggressiven Minderheit“. Nach seiner Einschätzung trage die große Mehrheit der Bürger die Maßnahmen mit und sei auch bereit zur Diskussion. Widerspruch sei in der Demokratie aber nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Dabei gehe es etwa beim Maskentragen im Unterricht aber nicht um absolute Wahrheit, sondern um Abwägungen.

Wenn bei einigen „vor lauter Hass und Schreien“ kein Gespräch möglich ist, dann sei dies so. Es sei aber wichtig, Gespräche anzubieten. Spahn sagte, er habe keine Antwort darauf, welche Situation in den vergangenen Monaten solchen Hass und Frust ausgelöst habe.

Um die Wiedereinführung strenger Corona-Regeln zu vermeiden, sieht Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) auch die Bürger in der Pflicht. Auch mit Blick auf die anstehende Grippesaison sagte er bei RTL/ntv: „Jetzt im Herbst geht es um eines: Eigenverantwortung, Eigenverantwortung, Eigenverantwortung. Und ich denke, wenn wir das hinbekommen, dann brauchen wir auch nicht über einen Lockdown reden.“ Bei lokalen Ausbrüchen müsse konsequent eingegriffen werden.

Brinkhaus teilte die Einschätzung Spahns, gewisse Wirtschaftsbereiche mit dem Wissen von heute nicht mehr wegen der Pandemie zu schließen. „Wir sind ja ein lernendes System. Niemand wusste, wie man mit so einer Pandemie umgeht. Da macht man Sachen richtig, da macht man Sachen falsch.“ Insgesamt habe Deutschland sehr viel richtig gemacht.

© dpa-infocom, dpa:200902-99-406149/2

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