Aurich

Feuerwehr warnt vor tödlicher Hitzefalle

Karin Böhmer
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Von Karin Böhmer
| 07.08.2020 13:54 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Eine heiße Woche mit Temperaturen um 30 Grad steht bevor. Die Feuerwehr warnt: Autos heizen sich rasch auf. Im Kreis Aurich wurden im vergangenen Jahr mehrmals Kinder versehentlich eingeschlossen.

Aurich. An diesem Wochenende 31 Grad Celsius. Am kommenden Dienstag und Mittwoch sogar 32 Grad. So sieht die aktuelle Wetterprognose aus. Die Feuerwehr ist in Alarmbereitschaft und warnt davor, die Hitzeentwicklung in Autos zu unterschätzen. „Nur wenige Minuten reichen, um das Auto zur lebensbedrohlichen Falle werden zu lassen“, schreibt Kreisfeuerwehrsprecher Manuel Goldenstein in einer Mitteilung. Geparkte Autos heizen sich rasch auf. Immer wieder müssen Feuerwehren bundesweit ausrücken, um Menschen und Tiere aus überhitzten Fahrzeugen zu retten. Es ist dann laut Goldenstein oft eine medizinische Versorgung nötig.

Der Kreisfeuerwehrverband Aurich bittet daher, keine Kinder oder anderweitig hilfebedürftige Personen und Tiere in geparkten Fahrzeugen zu belassen. Wer eine Person oder ein Tier in einem überhitzten verschlossenen Fahrzeug bemerkt, solle umgehend der Notruf 112 wählen.

Studie: Schon nach einer halben Stunde wird es lebensbedrohlich

Goldenstein beruft sich auf eine Studie von Andrew Grundstein, John Dowd und Vernon Meentemeyer vom Geografischen Institut der Universität von Georgia in Athens, die 2010 in der Zeitschrift American Meteorological Society erschienen ist. Sie untersuchten zwischen April und August 2007 die Temperatur in einem Honda Civic, der mit geschlossenen Scheiben ohne Schatten auf einem Asphaltplatz in Athens stand.

Schon bei einer Außentemperatur von 20 Grad Celsius stieg die Innentemperatur bei direkter Sonneneinstrahlung binnen einer Stunde auf 46 Grad an. Ab 45 Grad gilt die Situation als lebenbedrohlich. Bei einer Außentemperatur von 28 Grad war der Innenraum nach einer Stunde bereits 54 Grad warm. Bei einer Außentemperatur von 30 Grad war es im Auto nach einer halben Stunde 46 Grad heiß. Nach einer Stunde lag die Temperatur bei 56 Grad Celsius. Bei einer Außentemperatur von 40 Grad kam es schon nach 10 Minuten im Wageninneren zu einer Temperatur von 47 Grad.

ADAC: Geöffnete Fenster bringen nichts

Immer wieder wird von Kindern und Hunden berichtet, die bei leicht geöffneten Fenstern im Auto zurückgelassen werden. Nach Angaben des ADAC bringen solche Lüftungsschlitze aber keine Abkühlung im Wageninneren. Das habe eine Untersuchung ergeben.

„Blieben die Fenster geschlossen, wurden nach zehn Minuten 38 Grad und nach 20 Minuten sogar 45 Grad gemessen. Waren zwei Fenster leicht geöffnet, erreichten die Werte immerhin noch 36 beziehungsweise 42 Grad Celsius nach zehn beziehungsweise 20 Minuten“, heißt es auf der Internetseite des ADAC. Auch die Farbe des Fahrzeugs spiele bei der Aufheizung keine erkennbare Rolle. Gewarnt wird zudem, dass sich einige Teile wie das Metall des Gurts stark aufheizen und Verbrennungen hervorrufen können.

Mehrmals waren Kinder im Auto, als diese sich selbst verschlossen

Wie häufig sind Hitzerettungen in Aurich? Laut Goldenstein mussten die Feuerwehren im Landkreis Aurich noch nicht ausrücken, um ein Kind oder ein Haustier aus einem überhitzten Fahrzeug zu befreien. Im vergangenen habe es einige Einsätze gegeben. Die genaue Zahl konnte Goldenstein spontan nicht nennen.

An einen Fall in Tannenhausen und einen in Wiegboldsbur könne er sich erinnern. Zudem habe es zwei oder drei weitere gegeben, sagte der Pressesprecher. In Wiegboldsbur war ein Kind im Auto versehentlich eingeschlossen gewesen, weil das Auto sich verriegelte und der Schlüssel im Fahrzeug lag. Auch in Wallinghausen und in Norden gab es im vergangenen Jahr solche Fälle.

Bei einem Hund sollte keine Scheibe eingeschlagen werden, ohne vorher die Polizei zu rufen

Im Mai 2018 befreite die Polizei einen Hund aus einem überhitzten Auto auf einem Parkdeck in Norden. Als es nicht gelang, den Halter kurzfristig ausfindig zu machen, schlugen die Beamten eine Scheibe ein. Wer sein Tier eingesperrt der Hitze überlässt, könne nach dem Tierschutzrecht zur Rechenschaft gezogen werden, teilte die Polizei damals mit. Wer ein Tier in überhitzten Auto finde, müsse zunächst versuchen, den Besitzer ausfindig zu machen. Gelinge dies nicht, solle die Polizei gerufen werden. Wer eine Scheibe einschlage, ohne die Polizei zu verständigen, riskiere eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Zusätzlich könnten Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden.

Wie häufig die Polizei zu Kindern oder Tieren gerufen wird, die in aufgeheizten Autos festsitzen, darüber führt die Polizeiinspektion Aurich-Wittmund keine Statistik, wie Polizeisprecherin Wiebke Baden auf ON-Nachfrage mitteilte. Sobald Gefahr für Leib oder Leben bestehe, müsse und dürfe der Notruf gewählt werden.

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