Meinung EWE-Millionenausschüttung für Aktionäre, Existenzsorgen bei vielen Kunden

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 27.04.2024 10:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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EWE-Vorstandschef Stefan Dohler (links) und Finanzvorstand Wolfgang Mücher stellten die Bilanz vor. Foto: EWE
EWE-Vorstandschef Stefan Dohler (links) und Finanzvorstand Wolfgang Mücher stellten die Bilanz vor. Foto: EWE
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Die Aktionäre der EWE, darunter der Kreis Aurich, sollen 260 Millionen Euro Gewinnausschüttung erhalten. Dem stehen weiter existenzielle Sorgen vieler Kunden gegenüber. Ein Kommentar.

Egal, wie groß die Krise ist: Die Energieversorger verdienen prächtig. Diese Erkenntnis hat sich bei der Vorstellung der Bilanz der EWE aus Oldenburg in dieser Woche bestätigt. Im Geschäftsjahr 2023 stieg der Konzernumsatz um 16,3 Prozent auf zehn Milliarden Euro. 2022 waren es noch 8,6 Milliarden. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg im selben Zeitraum um mehr als 50 Prozent – auf, man höre und staune, eine Milliarde Euro.

Die Eigentümer sollen jetzt eine Gewinnausschüttung über 260 Millionen Euro erhalten. Das darf man als gute Nachricht werten. Denn die Mehrheit der Anteile gehört Städten und Gemeinden, unter anderem dem Landkreis Aurich. So fließt ein ordentliches Stück des Gewinns in die öffentliche Hand. Doch das nützt Tausenden von Kunden in unserer Region erst einmal wenig, die mit zitternden Händen regelmäßig die Post ihres Strom- und Gasversorgers öffnen. Viele Menschen sind nach wie vor wegen der hohen Energiepreise in existenzieller Sorge.

Insbesondere in Ostfriesland trifft es viele Kunden hart

Zwar sind die Energiepreise seit Anfang des Jahres gesunken. Aber das ist kein Grund zur Entwarnung. Denn zuvor waren sie, auch bedingt durch den Krieg in der Ukraine, in geradezu bedrohliche Sphären gestiegen. Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox war Deutschland schon 2021 eines der Länder mit den höchsten Strompreisen weltweit – fast dreimal höher als der internationale Durchschnitt. Bei den Gaspreisen sieht es nicht viel besser aus. Auch dort gibt es eine Entspannung, aber auf weiter hohem Niveau. Die Folge: Zahllose Menschen in unserer Region haben weniger Geld zum Leben übrig. Insbesondere in Ostfriesland trifft es viele hart. Unter anderem Menschen mit älteren Immobilien und hohem Energieverbrauch.

Die EWE muss sich demgegenüber keine Sorgen machen. Sie legt die Beschaffungskosten auf ihre Kunden um. Diese hätten zwar Alternativen. Aber die meisten, insbesondere viele ältere Menschen, bleiben treu – trotz der Negativschlagzeilen wegen überhöhter Forderungen, ungerechtfertigter Mahnungen oder verspätet gezahlter Erstattungen. Ukraine-Krieg hin, Energiewende her: Die Zukunft der EWE bleibt rosig. Davon profitiert wenigstens auch der Landkreis Aurich.

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