Anschlussfinanzierung Wenn der Kreditvertrag ausläuft

| 22.11.2023 08:33 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Der Lebensunterhalt wird teurer, Sprit- und Energiepreise steigen, Zinsen haben sich vervierfacht – da droht Ebbe in der Kasse. Besonders knifflig wird die Situation für Verbraucher, deren Kreditvertrag ausläuft und die eine Anschlussfinanzierung benötigen. Foto: Pixabay
Der Lebensunterhalt wird teurer, Sprit- und Energiepreise steigen, Zinsen haben sich vervierfacht – da droht Ebbe in der Kasse. Besonders knifflig wird die Situation für Verbraucher, deren Kreditvertrag ausläuft und die eine Anschlussfinanzierung benötigen. Foto: Pixabay
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Für ein neues Darlehen sind Verbraucher nicht an ihre aktuelle Bank gebunden.

Ostfriesland - Die Zinsen für Immobilienfinanzierungen haben sich innerhalb kurzer Zeit vervierfacht. Wer demnächst eine Anschlussfinanzierung benötigt, weil der Kreditvertrag ausläuft, muss neu kalkulieren, zumal auch die Kosten für den Lebensunterhalt deutlich gestiegen sind. Das wirft viele Fragen auf: Was ist der richtige Zeitpunkt, um Angebote einzuholen? Welche Laufzeit soll der neue Kredit haben, ist es sinnvoll, sich mit einem sogenannten Forward-Darlehen gegen weiter steigende Zinsen abzusichern? Die Verbraucherzentrale Niedersachsen gibt Antworten.

Wichtig: Rechtzeitig

Informationen einholen

„Aufgrund der deutlich gestiegenen Zinsen sowie der allgemeinen Teuerungsrate stellt sich die Situation für Verbraucher, die demnächst eine Anschlussfinanzierung für ihre Immobilie benötigen, meist völlig anders dar als beim Kauf“, erklärt Philipp Rehberg, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Daher sei es wichtig, sich rechtzeitig zu informieren. „Spätestens sechs Monate vor dem Ende der Zinsbindung im aktuellen Kreditvertrag sollten sich Betroffene mit der Anschlussfinanzierung beschäftigen“, rät der Fachmann. Wer merkt, dass sich die Zinsen einer Höhe nähern, die kaum noch geleistet werden kann, sollte bereits früher tätig werden.

Forward-Darlehen

kann sinnvoll sein

Eine Option ist es, ein sogenanntes Forward-Darlehen abzuschließen. Damit kann bis zu fünf Jahre im Voraus ein fester Zinssatz für die Anschlussfinanzierung gesichert werden. Für ein solches Darlehen berechnen Anbieter jedoch in der Regel einen Zuschlag. Zudem birgt der Vertrag immer ein gewisses Risiko: „Da ein Rücktritt für beide Seiten ausgeschlossen ist, zahlen Kundinnen und Kunden drauf, falls die Zinsen zwischenzeitlich wieder sinken sollten“, erklärt Philipp Rehberg.

Ein Forward-Darlehen sei daher meist nur empfehlenswert, wenn die Immobilie bei einem weiteren Zinsanstieg nicht mehr finanziert werden könnte und der Erhalt auf diese Weise abgesichert wird. „Ein Abschluss kann dann bis zu drei Jahre vor Auslaufen des aktuellen Kreditvertrags sinnvoll sein“, so der Experte der Verbraucherzentrale weiter.

Vor neuem Abschluss

Angebote vergleichen

Für die Anschlussfinanzierung sind Verbraucherinnen und Verbraucher nicht an ihre aktuelle Bank gebunden. „Auch wenn bei Ablösung und Neuabschluss eines Kredits Kosten für die Übertragung der Sicherheiten anfallen, kann sich ein Wechsel durchaus lohnen. Je nach Laufzeit und Höhe der Restschuld reicht es dafür mitunter rechnerisch schon aus, dass der neue Darlehenszins 0,1 Prozentpunkte günstiger ist“, erläutert der Finanzexperte. Er empfiehlt, immer zunächst ein Angebot der eigenen Bank einzuholen und es mit denen anderer Anbieter zu vergleichen. Sollten Mitbewerber bessere Konditionen bieten, könne gegebenenfalls auch mit der eigenen Bank noch einmal nachverhandelt werden.

Dauer der Zinsbindung

wird zur Lotterie

Die Entscheidung über die neue Laufzeit – also die Dauer der Zinsbindung – ist letztlich eine Wette auf die weitere Entwicklung: Sinken die Zinsen, ist eine kurze Laufzeit vorteilhaft. Steigen sie weiter an, wäre eine längere Bindung die bessere Wahl. „Aktuell ist eine Sollzinsbindung von fünf Jahren teurer als über zehn Jahre“, sagt Philipp Rehberg. Die Entscheidung sei aber immer individuell zu treffen. „Ähnlich wie beim Forward-Darlehen ist auch hier die Frage entscheidend, ob die Immobilie bei weiter steigenden Zinsen gehalten werden kann.“