Appell des Nabu Ostfriesland Jungvögel am Boden liegenlassen – sonst wird es schlimm für sie

| 14.05.2023 08:44 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Artikel hören:
Eine junge Amsel. Foto: Nadine Bettinghausen
Eine junge Amsel. Foto: Nadine Bettinghausen
Artikel teilen:

Sie scheinen aus dem Nest gefallen und schutzlos am Boden allen Gefahren ausgesetzt zu sein. Warum es aber am Besten für junge Vögel ist, sie einfach liegenzulassen – auch wenn sie laut piepsen.

Aurich - Sie sitzen am Boden und piepsen herzgreifend. Es scheint, als ob die Jungvögel aus dem Nest gefallen seien und nun hilflos nach ihren Eltern rufen. Und dennoch appelliert die Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland des Naturschutzbundes (Nabu): Lasst die Jungvögel liegen und nehmt sie nicht mit. Warum?

Das erklärt Jan Fuchs von der Nabu-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland: „Für die kleinen Vögel ist es in der Regel am besten, wenn man sie an Ort und Stelle in der freien Natur lässt. Denn meist hat man es nicht mit verlassenen, verletzten oder geschwächten Tieren zu tun, sondern mit gesunden Vogelkindern, die auch außerhalb des Nests von den Altvögeln versorgt werden.“ Nimmt man sie mit, trennt man sie von ihren Eltern. „Die Aufzucht von Menschenhand ist nur selten langfristig erfolgreich. Schließlich gilt es den Vogelnachwuchs nicht nur zu füttern, sondern auch zu prägen und zu erziehen – und das kann kein Mensch so wie die Vogeleltern.“ In akuten Gefahrensituationen könne man Jungvögel einige Meter weit umsetzen, etwa von der Straße in den Grünstreifen daneben, so Fuchs.

Piepsen ist kein Hilferuf

„Viele Vogelarten verlassen ihr Nest bereits, bevor sie fliegen können“, erklärt Fuchs. Dazu zählen neben typischen Nestflüchtern wie Enten oder Kiebitze auch einige Singvogelarten, Greifvögel und Eulen, wie der Waldkauz.

Im Siedlungsbereich findet man häufig bräunlich gefleckte Jungamseln, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entfliehen. Sie geben sogenannte „Standortlaute“ von sich, damit die Elternvögel wissen, wo ein hungriger Schnabel auf Fütterung wartet. „Dieses Piepsen interpretieren wir Menschen oft fälschlicherweise als Hilferuf an uns“, so Fuchs.

Nabu: Mensch macht es nur schlimmer

„Es stimmt schon, dass ein Teil der Jungen außerhalb des Nestes natürlichen Feinden zum Opfer fällt“, sagt Fuchs weiter. Diese Verluste sind jedoch evolutionär eingeplant: Die Tiere sorgen für viel Nachwuchs, von dem genügend überlebt, um den Bestand zu erhalten. „Problematisch wird es dann, wenn zusätzlich zu den natürlichen Verlusten von uns Menschen verursachte Bestandsrückgänge hinzukommen.“

Umso wichtiger sei es, die Lebensräume zu schützen. „Dazu können wir alle beitragen. Zum Beispiel indem wir Gärten naturnah gestalten, heimische Sträucher pflanzen und beim Einkaufen die regionale ökologische – und somit auch vogelfreundliche – Landwirtschaft unterstützen.“

Ähnliche Artikel