ON-Weihnachtsaktion Leserspenden bewahren Beratungsstelle vor dem Aus

Neelke Harms
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Von Neelke Harms
| 27.12.2022 18:52 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Der Vorsitzende der Else-Cremer-Stiftung, Hermann Cremer (von links), mit den Mitarbeitern der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ Detlef Münk, Alexandra Eschen und Meike Eschen. Foto: Romuald Banik
Der Vorsitzende der Else-Cremer-Stiftung, Hermann Cremer (von links), mit den Mitarbeitern der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ Detlef Münk, Alexandra Eschen und Meike Eschen. Foto: Romuald Banik
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Nicht nur einmal drohte der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ die Schließung. Die ON-Weihnachtsspendenaktion brachte bereits erste Erfolge – und das nicht nur finanziell.

Aurich - Ein Rettungsring sind die Spenden der ON-Leser für die Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Das sagt Hermann Cremer, Vorsitzender der Else-Cremer-Stiftung, zu der die Einrichtung an der Bahnhofsstraße gehört.

Ein Flyer informiert über das Angebot. Foto: Neelke Harms
Ein Flyer informiert über das Angebot. Foto: Neelke Harms

Seit Beginn der diesjährigen Adventszeit sammeln die Ostfriesischen Nachrichten zusammen mit „Ein Herz für Ostfriesland“ für die Stiftung. Knapp 5000 Euro sind bisher zusammengekommen. Die drei Mitarbeiter Detlef Münk, Alexandra Eschen und Meike Eschen helfen in der Beratungsstelle schwererkrankten Menschen, weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Jeder Euro zählt

Rund 1800 Euro benötigt die Stiftung, die sich allein über Spenden finanziert, monatlich, um die Beratungsstelle über Wasser halten zu können. Seit Beginn der Pandemie sind Spendengelder laut Hermann Cremer allerdings Mangelware. Das bisher gesammelte Geld hilft der Stiftung somit, die Einrichtung einige Monate betreiben zu können. „Jeder Euro zählt“, sagt Hermann Cremer, der hauptberuflich im Leinerstift tätig ist. Derzeit lebe die Anlaufstelle für schwererkrankte Menschen von der Hand in den Mund.

Spenden für die Else-Cremer-Stiftung

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für die Else-Cremer-Stiftung aus Aurich. Unterstützt wird die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie hilft Menschen dabei, trotz schwerer Erkrankung weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort ON Weihnachtsspendenaktion überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Die Mitarbeiter können nicht langfristig planen. Es fehle die innere Sicherheit, sagt Alexandra Eschen. Einige der Klienten beraten sie und ihre Kollegen über Monate, wenn nicht sogar Jahre hinweg. Müsste die Beratungsstelle schließen, stünden die schwererkrankten Menschen plötzlich alleine da. Denn an eine andere Einrichtung vermittelt werden könnten sie nicht. „Krebs und Beruf“ ist bundesweit die einzige Beratungsstelle ihrer Art. Nur in Wien gibt es ein vergleichbares Angebot.

Unterstützung in verschiedensten Bereichen

Egal ob es um das Ausfüllen eines Renten- oder Rehaantrages, eine berufliche Wiedereingliederung, Hilfsmittelberatung und -versorgung oder Gespräche mit dem Arbeitgeber geht: Die Beratungsstelle bietet Unterstützung in verschiedensten Bereichen. Wie wichtig die Arbeit der Beratungsstelle für Erkrankte ist, zeigen die Erfahrungen der Klienten, die den ON in den vergangenen Wochen ihre Geschichten erzählten. Immer wieder fielen in den Gesprächen Sätze wie „Ohne die Beratungsstelle hätte ich das alles nicht geschafft.“ Vom einen auf den anderen Tag waren die Erkrankten mit der Existenzangst konfrontiert. In so einer Situation den Papierwust, mit dem man dann konfrontiert ist, zu durchdringen, ist kaum möglich, sind sich die Mitarbeiter einig.

Sie freuen sich über das bisher gesammelte Geld und hoffen, dass sich noch mehr Leser den Spendern anschließen. Denn ihr Wunsch ist es, nicht nur die Existenz der Einrichtung sicherstellen zu können, sondern diese auch weiterzuentwickeln. So wäre es für die Mitarbeiter zum Beispiel eine Entlastung, eine psychoonkologische Beratung anbieten zu können. Denn darauf sind viele Krebserkrankte angewiesen. Doch um die gewährleisten zu können, müsste entweder eine weitere Kraft eingestellt oder einer der Mitarbeiter fortgebildet werden. Derzeit können Meike Eschen und ihre Kollegen es sich allerdings nicht erlauben, mehrere Wochen für eine Fortbildung zu fehlen – zu groß ist die Zahl der Hilfesuchenden. Im Moment schicken sie ihre Klienten zu der Auricher Psychoonkologin Margret Castricum. Doch in zwei Jahren geht diese in den Ruhestand. Wer die Stelle dann besetzt, ist noch nicht klar.

Die Beratungsstelle befindet sich an der Bahnhofsstraße. Foto: Romuald Banik
Die Beratungsstelle befindet sich an der Bahnhofsstraße. Foto: Romuald Banik

Ehrenamtliche Helfer gefunden

Nicht nur finanzielle Unterstützung hat die ON-Weihnachtsaktion der Beratungsstelle bisher gebracht. Hermann Cremer und seine Mitarbeiter sind in Gesprächen mit zwei Personen, die sich ehrenamtlich in der Beratungsstelle einbringen möchten. Gesucht hatten die Mitarbeiter vor allem nach Hilfe beim bürokratischen Teil ihrer Arbeit. Eine Arbeitskraft, die zum Beispiel telefonisch Termine vereinbart und somit die Erreichbarkeit der Beratungsstelle verbessert, haben sie nun wahrscheinlich gefunden. Doch vor allem bei Rechtsfragen sind sie noch auf der Suche nach einer helfenden Hand.

Einige Träume der Mitarbeiter liegen noch in weiter Ferne. Aber ein paar Ziele haben sie sich für das nächste Jahr gesetzt. Es soll eine vierte Auflage der Broschüre geben, die über ihre Angebote informiert. Zudem wolle er die Bekanntheit der Einrichtung vorantreiben und das Netzwerk ausbauen, so Hermann Cremer. Das Hauptziel lässt sich jedoch knapp zusammenfassen: „Wir wollen bestehen bleiben“, sagt er. Dafür ist die Beratungsstelle auf weitere Spenden angewiesen.

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