ON-Weihnachtsaktion Eine Herzensangelegenheit mit Schattenseiten

Neelke Harms
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Von Neelke Harms
| 06.12.2022 17:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Sie sind die Gesichter der Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“: Meike Eschen (von links), Detlef Münk und Alexandra Eschen. Foto: Neelke Harms
Sie sind die Gesichter der Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“: Meike Eschen (von links), Detlef Münk und Alexandra Eschen. Foto: Neelke Harms
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Die Mitarbeiter der Beratungsstelle Auricher „Krebs und Beruf“ unterstützen Schwererkrankte. Im Gespräch mit den ON erzählen sie, wobei sie selbst auf Hilfe angewiesen sind.

Aurich - Lautes Lachen aus einem Raum, in dem über Krankheit, Angst und Hilflosigkeit gesprochen wird: Auf den ersten Blick mag das nicht zusammenpassen. Doch im Büro der Auricher Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ gehört gute Laune genauso dazu, wie die Box mit Papiertaschentüchern, die auf einem kleinen Tisch immer griffbereit steht.

Schwererkrankten Menschen eine Stütze sein und ihnen dabei helfen, weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen – das haben Meike Eschen, ihre Schwiegertochter Alexandra Eschen und Detlef Münk sich zur Aufgabe gemacht. Sie sind die Gesichter der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“ an der Bahnhofsstraße. Diese gehört zur Auricher Else-Cremer-Stiftung. Die Ostfriesischen Nachrichten sammeln zusammen mit „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit in diesem Jahr Spenden für die Einrichtung.

Im Beratungsgespräch wird auch mal gelacht

Täglich gehen die Mitarbeiter der Beratungsstelle mit schweren Schicksalen um. Dass dabei auch mal gelacht wird, sei keine Seltenheit, erzählen sie. Alexandra Eschen erinnert sich an einen besonderen Klienten. Der Mann habe sie angerufen und gesagt, dass er so schnell wie möglich einen Termin bräuchte. Er sei schwer krank und habe nicht mehr viel Zeit. Dann sei ihm bewusst geworden, wie „dumm“ es doch sei, immer noch arbeiten zu gehen. Am folgenden Tag fand die erste Beratung statt. Kurze Zeit später war der Mann seine beruflichen Verpflichtungen los. Obwohl er schwererkrankt war, hätten sie viel Spaß gehabt. „Die Kollegen nebenan haben, glaube ich, gedacht, ich habe Freunde zu Besuch“, sagt Alexandra Eschen.

Detlef Münk bleibt vor allem ein Klient in Erinnerung, der sich für den gleichen Sport wie er interessierte. Denn in den Gesprächen in der Beratungsstelle muss es nicht immer nur um die Krankheit gehen.

Spenden für die Else-Cremer-Stiftung

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zur Adventszeit für die Else-Cremer-Stiftung aus Aurich. Unterstützt wird die Beratungsstelle „Krebs und Beruf“. Sie hilft Menschen dabei, trotz schwerer Erkrankung weiter oder wieder am Arbeitsprozess teilzunehmen.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort ON Weihnachtsspendenaktion überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Nicht immer geht es heiter zu

Doch so heiter geht es nicht immer zu. „Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, ist es eine Überraschung“, sagt Alexandra Eschen. Manche schweren Schicksale machen ihr und ihren Kollegen zu schaffen. „Das geht einem in Fleisch und Blut über“, sagt sie.

Meike Eschen ist auch in ihrem familiären Umfeld schon mit Krebs konfrontiert worden. Manchmal gebe es Fälle, die dem aus ihrer Familie ähneln. Dann sei der Umgang damit besonders schwer, erzählt sie. Zwar würden sie mit den Geschichten anders umgehen als zum Beispiel Angehörige, mit nach Hause nehmen würde man aber trotzdem einiges, so Detlef Münk. „Psychohygiene ist das Zauberwort“, sagt er.

Kaum Zeit für „Psychohygiene“

Denn über die Probleme zu sprechen ist wichtig, nicht nur für Klienten und Familienmitglieder, sondern auch für die Beratenden. Den Aurichern hilft, dass sie jetzt zu dritt sind. Denn bis 2020 war Meike Eschen die einzige beratende Mitarbeiterin der Einrichtung. Detlef Münk kam erst in diesem Jahr ins Team. Alexandra Eschen wurde 2019 Teil der Else-Cremer-Stiftung. Damals war sie für ein Jahr jedoch nur in der Buchhaltung tätig. Jahresberichte schreiben und Projektanträge stellen gehörte zu ihren Aufgaben.

Doch auch, wenn nun Kollegen da sind: Zeit, sich außerhalb des Tagesgeschäftes zu unterhalten, gibt es kaum. Wenn, dann finden die Gespräche zwischen Tür und Angel statt. Denn mit den zusätzlichen Mitarbeitern kamen auch immer mehr hilfesuchende Menschen dazu. Und somit viel Arbeit. Neben ihrer Beratungstätigkeit kümmern die drei sich auch noch um die Buchhaltung. Und nicht selten kommen in Gesprächen mit Klienten auch Fragen auf, die die Mitarbeiter nicht auf Anhieb beantworten können. Zum Beispiel bei Rechtsfragen stoßen sie an ihre Grenzen.

Am Ende ist alles eine Frage des Geldes

Dann wird auf eigene Faust recherchiert oder ein Experte um Rat gebeten – auch das kostet Zeit. Deshalb sind die Auricher auf der Suche nach Unterstützung. Eine Bürokraft, die beispielsweise Telefonate entgegennimmt oder E-Mails beantwortet, würde ihnen die Arbeit enorm erleichtern, sagt Meike Eschen. Doch um noch jemanden einzustellen, fehlt es an Geld. Ein Traum der Mitarbeiter wäre es, Ansprechpartner aus anderen Fachbereichen direkt vor Ort zu haben. Zum Beispiel Juristen und Psychologen werden in vielen Fällen gebraucht. Zudem gibt es schon länger das Vorhaben, ihr Angebot zu erweitern. Gruppengespräche oder Vorträge bei Arbeitgebern sind nur zwei von zahlreichen Ideen der Auricher. Doch für all das braucht es einen größeren beziehungsweise weiteren Raum. Und auch das ist wieder eine Frage der Finanzierung. Derzeit wisse man aufgrund der innerhalb der Pandemie zurückgegangenen Spendengelder nicht einmal, ob man den derzeitigen Stand halten könne, sagt Alexandra Eschen.

Die Mitarbeiter hoffen, die Beratungsstelle mithilfe der Unterstützung der Leser erhalten und im besten Fall erweitern und optimieren zu können.

• Der nächste Teil dieser Serie erscheint am Sonnabend. Darin erzählt die Großefehntjerin Susanne Dickhut, die sich kurz vor ihrer Krebserkrankung selbstständig machte, ihre Geschichte. Hilfe fand sie bei den Mitarbeitern der Beratungsstelle „Krebs und Beruf“.

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