Immobilien im Kreis Aurich Mehrparteienhäuser – unbeliebt, aber nötig

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Ein Kommentar von Stephan Schmidt
| 26.11.2022 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Dieser Blick auf Moordorf aus dem Jahr 2015 zeigt ein klassisches Wohngebiet in Ostfriesland: Einfamilienhäuser prägen das Bild. Foto: Bernd Heiken
Dieser Blick auf Moordorf aus dem Jahr 2015 zeigt ein klassisches Wohngebiet in Ostfriesland: Einfamilienhäuser prägen das Bild. Foto: Bernd Heiken
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Landrat Olaf Meinen fordert Städte und Gemeinden auf, in Neubaugebieten Mehrparteienhäuser zuzulassen. Doch auch andernorts sollten sie möglich sein – auch wenn sie unbeliebt sind. Ein Kommentar.

Platz für genau eine Familie, ein spitzes Dach, roter Klinker: So sehen auch heute noch die meisten Neubauten im Landkreis Aurich aus. In den vergangenen Jahren hatte man bei einigen politischen Diskussionen den Eindruck, dass sich daran auch nichts ändern soll.

Oft scheiterten schon Doppelhaushälften vor dem gestrengen Blick von Stadt- und Gemeinderäten. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Aufruf von Landrat Olaf Meinen in dieser Woche wie eine Kehrtwende. Er appellierte an die Kommunen, in neuen Baugebieten auch etwa Vier- oder Sechsparteienhäuser zu ermöglichen. „Einfamilienhäuser können die meisten Menschen heute kaum noch finanzieren“, sagte Meinen im Kreisumweltausschuss.

Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper

Recht hat er. Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Anteil daran haben auch die enormen Grundstückspreise. Sie lassen Häuslebauern graue Haare wachsen. Gebäude mit Platz für mehrere Parteien sind nicht nur flächensparender, sondern zollen auch einer gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung: Immer mehr Menschen leben alleine. Das ist schon lange kein Großstadtphänomen mehr. Passende Wohnungen müssen her.

Weitere Gründe sprechen für Meinens Appell. Wird in die Höhe gebaut, so wird weniger Grundfläche versiegelt. Energetisch gesehen haben Mehrparteienhäuser den Vorteil, dass ein Nachbar für den anderen heizt – besonders in Zeiten wachsenden Klimabewusstseins und hoher Energiekosten ein wichtiger Faktor.

Ästhetische Gründe reichen nicht, um den Bau zu verhindern

„Im Timp“ und auf dem Kasernengelände in der Stadt Aurich sind Gebiete speziell für Mehrparteienhäuser ausgewiesen worden. Auch etwa in Mittegroßefehn darf so gebaut werden. Gut so. Aber das wird kaum reichen. Auch andernorts, in Gegenden mit Einfamilienhäusern, müssen Mehrparteiengebäude grundsätzlich möglich sein – auch wenn das zu Konflikten mit den Nachbarn führen kann. Sicher: Oft waren die Bedenken begründet, aber zu oft wurden in der Vergangenheit ästhetische Gründe genannt, um Mehrparteienhäuser zu verhindern. Das reicht nicht mehr.

Gefragt sind klare Regeln und Fingerspitzengefühl. Vor allem aber die grundsätzliche Bereitschaft, sich von der Idee des Einfamilienhauses als Standard-Wohnform in Ostfriesland zu verabschieden.

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