Landtagswahl in Niedersachsen Kandidatenkür – die schiere Not der Parteien

| | 30.07.2022 10:58 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Blick in den Niedersächsischen Landtag. Foto: DPA
Blick in den Niedersächsischen Landtag. Foto: DPA
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Für die Parteien wird es zunehmend schwer, Bewerber zu finden. Bei der Landtagswahl treten im Wahlkreis Aurich nicht ohne Grund mehrere „Wiederholer“ an. Einige finden niemanden. Ein Kommentar.

Politik ist ein mühsames Geschäft. Wer es zu etwas bringen will, muss Hartnäckigkeit beweisen – vor allem innerhalb der eigenen Partei. Dort gilt es, sich die Sporen zu verdienen. Das sorgt dafür, dass die Wähler häufiger ein Déjà-vu erleben: Immer mehr Kandidaten müssen mehrfach ran. Ist es deren unbedingter Wille, es endlich – etwa über einen hohen Listenplatz – zum Berufspolitiker zu bringen? Das spielt bei einigen sicher eine Rolle. Viel eher ist es aber wohl die schiere Not der Parteien, für jeden Wahlkreis Bewerber zu finden. Nur wenige sind bereit, sich dem Stress einer Kandidatur auszusetzen. Erst recht bei geringen Erfolgschancen.

Gegen Wiard Siebels (SPD) treten Mehrfach-Kandidaten an

Fünf Kandidaten treten zur Landtagswahl am 9. Oktober im Wahlkreis Aurich an. Bei Wiard Siebels (SPD), der zuletzt das Direktmandat holte, keine Überraschung. Aber es gibt unter den Bewerbern zwei weitere „Wiederholer“: Menko Bakker (FDP) und Detlev Krüger (Freie Wähler). Krüger trat bereits bei der Bundestagswahl 2021 an, und Menko Bakker sogar zweimal: bei der letzten Landtagswahl 2017 und bei der Auricher Bürgermeisterwahl 2019.

AfD ist in einem verheerenden Zustand – und ohne Kandidat

Andere Parteien schaffen es erst gar nicht, einen Direktkandidaten ins Rennen zu schicken. Zwar läuft die Anmeldefrist noch bis Montagabend. Aber aller Voraussicht nach werden Linke und AfD ganz ohne dastehen.

Bei der Linken, die seit Jahrzehnten in den hiesigen Kommunalparlamenten vertreten und auch sichtbar ist, ist das noch eher eine Überraschung als bei der AfD. Letztere zeigt sich in dieser Region in einem verheerenden Zustand. Im Auricher Kreistag sitzen zwei AfDler, doch diese treten kaum in Erscheinung. Und der Kreisverband Ostfriesland hat noch nicht einmal einen Vorstand. Die bisherige Graue Eminenz, der Emder Wirtschaftsprofessor Reiner Osbild, hat sich zurückgezogen – und mit ihm seine Partei in die ostfriesische Bedeutungslosigkeit.

Fall Beekhuis zeigt: Fehlgriff kann teuer zu stehen kommen

Ebenfalls unsichtbar ist ein ehemals führendes Mitglied der SPD im Landkreis Aurich: der Großefehntjer Jochen Beekhuis. Erst fünf Jahre ist es her, dass er das Direktmandat im Wahlkreis Wittmund/Inseln holte. Nun steht er ohne Partei und bald auch ohne Mandat da. Sein Egoismus fügte der roten Hochburg massiven Schaden zu. Mal sehen, was davon am 9. Oktober noch steht. Der Fall Beekhuis ist für die Parteien auch eine Mahnung: Augen auf bei der Kandidatenkür. Ein Fehlgriff kann teuer zu stehen kommen.

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