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Letzter Lebensweg mit Spenden gepflastert

| | 28.12.2021 18:42 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Eine brennende Kerze steht auf einem Tisch im Hospiz. Foto: Romuald Banik
Eine brennende Kerze steht auf einem Tisch im Hospiz. Foto: Romuald Banik
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Das Auricher Hospiz hilft Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Ohne Spenden wäre das nicht möglich.

Aurich - Sie sind für Menschen in der wohl schlimmsten Zeit ihres Lebens da. Während andere zum Sport gehen, sich mit Freunden treffen oder einen gemütlichen Spaziergang machen, hören die Ehrenamtlichen des Hospizvereins schwer erkrankten Menschen und ihren Angehörigen zu, sind für sie da. Auch wenn die Hospizbegleiter für ihre Arbeit nicht bezahlt werden – ohne Spenden könnte das Auricher Hospiz nicht bestehen.

Der eigentliche Schwerpunkt des ambulanten Hospizes in Aurich ist die Sterbebegleitung. Dabei besuchen die Begleiter Schwerkranke in der letzten Phase ihres Lebens zu Hause. Dort wollten viele bis zum letzten Atemzug bleiben, wenn es denn möglich ist, sagt der erste Vorsitzende des Hospizvereins und Auricher Bürgermeister Horst Feddermann. Natürlich geht das nur, wenn die Umstände es zulassen.

Spenden für den Hospizverein Aurich

In diesem Jahr sammeln die Ostfriesischen Nachrichten und „Ein Herz für Ostfriesland“ zu Weihnachten gemeinsam für den Hospizverein Aurich. Die Spenden möchte der Verein für die Ausbildung der ehrenamtlichen Trauerbegleiter verwenden. Die Trauerbegleitenden stehen den Hinterbliebenen zur Seite und helfen den Angehörigen, ihren Weg zurück ins Leben zu finden.

Spender können eine Summe ihrer Wahl auf das Spendenkonto „Ein Herz für Ostfriesland GmbH“, IBAN DE24 2856 2297 0414 5372 01, bei der Raiffeisen-Volksbank eG Aurich unter dem Stichwort Hospizverein Aurich überweisen. Weitere Informationen finden Interessierte hier.

Spenden nötig zur Finanzierung

In Aurich gibt es kein stationäres Hospiz. Es sei durchaus überlegt worden, eines im Herzen Ostfrieslands aufzubauen, sagt Feddermann. Rein statistisch seien jedoch gemessen an der Bevölkerungszahl ausreichend Plätze in stationären Hospizen in der Umgebung vorhanden. Es habe die Möglichkeit bestanden, dass das Hospiz nicht voll ausgelastet wäre. Pflegekräfte und Ärzte müssten aber trotzdem bezahlt werden. Deshalb habe man sich schließlich für ein ambulantes Hospiz entschieden. „Das ist ziemlich einzigartig hier oben“, sagt Feddermann.

Das Auricher Hospiz in der Hasseburger Straße am Hafen. Das Gebäude wird von der Stadt zur Verfügung gestellt. Foto: Romuald Banik
Das Auricher Hospiz in der Hasseburger Straße am Hafen. Das Gebäude wird von der Stadt zur Verfügung gestellt. Foto: Romuald Banik

Aber auch ein ambulantes Hospiz verursacht Kosten. Das Haus an der Hasseburger Straße wurde von der Stadt Aurich zur Verfügung gestellt. Jedoch müssen Nebenkosten bezahlt werden. Außerdem muss das Gebäude instand gehalten und der Garten gepflegt werden. Die beiden festangestellten Koordinatorinnen, die unter anderem die Begleiter an die Hilfesuchenden vermitteln, müssen ebenfalls bezahlt werden. Hinzu kommen Fahrtkosten der Begleiter zu den Schwererkrankten und ihren Angehörigen. „Die Ehrenamtlichen dürfen nicht auf ihren Kosten sitzenbleiben“, sagt Sylvia Tautz, Schriftführerin des Hospizvereins.

Mehrere Tausend Euro für die Ausbildung

Neben den monatlichen Fixkosten braucht der Verein Geld zur Aus- und Weiterbildung seiner Ehrenamtlichen. Auch wenn sie unentgeltlich arbeiten – das geht nicht von heute auf morgen. Sie brauchen zunächst die Ausbildung zur Hospizbegleitung. Hinzu kommen Fortbildungen zur Spezialisierung: Sterbebegleitung, für die Begleitung von Kindern oder Jugendlichen, Trauerbegleitungen für die Angehörigen. Diese Kosten übernimmt der Verein. „Wir reden hier von teilweise mehreren tausend Euro pro Ausbildung“, sagt Feddermann.

Detlef Meyer (von links), Sylvia Tautz, Horst Feddermann und Dr. Albrecht Krottmeyer bilden den Vorstand des Hospizvereins. Foto: Franziska Otto
Detlef Meyer (von links), Sylvia Tautz, Horst Feddermann und Dr. Albrecht Krottmeyer bilden den Vorstand des Hospizvereins. Foto: Franziska Otto

Der Verein will außerdem die Schwererkrankten und ihre Angehörigen entlasten. Alle Angebote sind rundum kostenlos, ganz gleich ob ein regelmäßiges Treffen in der Trauergruppe oder das Einzelgespräch mit einem der Begleiter. Auch der Besuch im Tageshospiz ist kostenfrei. Die Ehrenamtlichen holen teilweise ihre Begleitungen von zu Hause ab, wenn Angehörige keine Zeit zum Fahren haben und ein Taxi zu teuer ist.

Spendenbereitschaft variiert jedes Jahr

Im Hospiz sollen Menschen, die einen schweren Schicksalsschlag erleiden, zur Ruhe kommen können. Und damit das geht, braucht der Verein Geld. Ein Teil des ambulanten Hospizes wird durch Zuschüsse für seine Gemeinnützigkeit und von der Sozialversicherung finanziert. Außerdem hat der Verein 198 Mitglieder. Sie bezahlen einen Mitgliedsbeitrag. Finanzielle Unterstützung bekommt der Verein auch von den Krankenkassen – aber nur für die Sterbebegleitungen. Für Trauerbegleitungen gibt es zum Beispiel von den Kassen keine Zuschüsse. Hinzu kommt Geld von Bußgeldbescheiden vor Gericht. Darauf kann sich der Verein allerdings nicht verlassen, schließlich ändert sich diese Summe ständig, sagt Detlef Meyer, der im Hospizverein für die Kassengeschäfte zuständig ist.

Ein Teelicht im Hospiz in Aurich. Foto: Romuald Banik
Ein Teelicht im Hospiz in Aurich. Foto: Romuald Banik

Ein Fünftel der Finanzierung des Hospizes besteht aus Spenden, sagt Meyer. „Ohne sie könnte der Verein nicht bestehen.“ Ein Teil davon kommt von Dauerspendern, die jeden Monat einen festen Betrag überweisen. Sonst sei die Höhe der Spendengelder sehr variabel, sagt Meyer. So seien im vergangenen Jahr doppelt so viele Spenden eingegangen wie noch in den Jahren davor. In diesem Jahr seien es wieder deutlich weniger. Der Verein braucht ein gewisses Polster, damit die Begleitungen ihren hohen Anspruch halten können. „Die Spendenbereitschaft variiert – aber die Arbeit darf nicht variieren“, sagt Feddermann.

Das Hospiz erfüllt für die Menschen in Aurich und der Umgebung einen wichtigen Zweck. „Die Annäherung an das Thema Sterben geht so ganz entspannt und schön“, sagt Dr. Albrecht Krottmeyer, zweiter Vorsitzender des vereins. Als Palliativmediziner versucht er, den Menschen in der letzten Phase ihres Lebens Schmerzen und Ängste zu nehmen. Allein schafft die Medizin das aber nicht, sagt Krottmeyer. Das geht nur gemeinsam mit dem Auricher Hospiz.

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