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Faktor Fitness: Bremen selbstbewusst ins Duell mit den VfL

Thomas Eßer, dpa
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Von Thomas Eßer, dpa
| 26.11.2020 15:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Vom Schock des Fast-Abstiegs hat sich Werder Bremen gut erholt. Die Norddeutschen stehen vor dem Duell mit Wolfsburg auf Tabellenplatz neun. Großen Anteil am Aufschwung hat die gute Defensive. Beim VfL kann Werder einen kuriosen Rekord aufstellen.

Mit einem Torfestival und einem klaren Ergebnis rechnet Florian Kohfeldt in der Partie beim VfL Wolfsburg nicht.

„Wenn man sich die Ausgangslage der beiden Mannschaften ansieht, wird es wahrscheinlich kein Spiel mit drei, vier Toren Unterschied am Ende“, sagte der Werder-Trainer vor der Partie der Remis-Könige aus Niedersachsen und Bremen an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN). In fünf von acht Partien teilten sich die beiden Fußball-Bundesligisten in dieser Saison bereits die Punkte, nur Stuttgart und Frankfurt taten das ebenso oft. Gerade bei den Bremern überrascht diese Stabilität nach einer Chaos-Saison, die im Sommer fast mit dem Abstieg geendet hätte.

„Punktemäßig ist das schon sehr stabil und sehr in Ordnung“, sagte Kohfeldt nach zuletzt fünfmal 1:1 in Serie - darunter das eindrucksvolle Remis beim FC Bayern am vergangenen Samstag. „Aber ich bin kein Unentschieden-Fan, ich versuche auch in der 88. Minute auf Sieg zu spielen, wenn es irgendwie geht.“ Das taten die Bremer tatsächlich auch bei den großen Bayern. Die Partie in München hat gezeigt, dass der neue Werder-Ansatz, hinten kompakter zu stehen und dann schnell anzugreifen, immer besser funktioniert und erfolgreich sein kann.

„Sie haben meiner Meinung nach gute Lehren aus der letzten Saison gezogen“, stellte auch Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner fest. „Sie haben eine sehr gefährliche Offensive im Umschaltspiel und machen die Räume sehr eng. Es ist schwierig, sich gegen Bremen Chancen herauszuspielen.“ Das war im vergangenen Jahr noch ganz anders, als Werders Defensive extrem anfällig war. Nach acht Spielen hatte Bremen bereits 17 Gegentore kassiert. Jetzt sind es zehn.

„Der Hauptgrund ist mit Sicherheit, dass wir fitter sind“, sagte Kohfeldt zur höheren Stabilität in der Abwehr, zu der auch die Offensivspieler beitragen. Nach der 1:4-Aufaktniederlage gegen Hertha BSC habe seine Mannschaft verinnerlicht, auch als solche zu verteidigen. Erst defensive Stabilität entwickeln, dann offensive Automatismen entwickeln: So lautet in dieser Spielzeit ein Motto der Bremer. Doch wie nachhaltig ist der Aufschwung, der Werder mit elf Punkten auf Platz neun geführt hat?

Einiges deutet darauf hin, dass er nicht nur eine Momentaufnahme ist. Das Team wirkt gefestigt und lässt sich auch von Rückschlägen und Taktikdiskussionen im Umfeld nicht aus der Ruhe bringen. Anders als in der Vorsaison bricht Werder nach einem Rückstand nicht mehr regelmäßig ein. Gegen den 1. FC Köln und beim SC Freiburg glich das Kohfeldt-Team ein 0:1 noch aus. Jeder Punkt erhöht zudem das Selbstvertrauen. Die Mannschaft merkt: Das Ackern in der Defensive lohnt sich. Zudem kommt auch die Offensive um den stark aufspielenden Josh Sargent, Leonardo Bittencourt und den schwach gestarteten Milot Rashica immer besser in Tritt.

Sieben Spiele in Serie hat Werder nun schon nicht verloren. Gegen die bisher sogar in dieser Saison noch komplett unbezwungenen Wolfsburger könnte der SVW einen kuriosen Rekord aufstellen: Sechsmal 1:1 in Serie gab es in der Bundesliga noch nie. So wirklich recht wäre Kohfeldt das allerdings nicht. „Ich bin eigentlich nicht so der 1:1-Freund“, sagte er und ergänzte mit einem Lächeln: „Es ist mir fast schon etwas peinlich, dass ich mit dieser Serie in Verbindung gebracht werde.“

© dpa-infocom, dpa:201126-99-474420/4

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