Berlin (dpa)

Potsdam, Bonn oder Dresden punkten in Corona-Zeiten

Friederike Marx, dpa
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Von Friederike Marx, dpa
| 26.11.2020 10:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Prioritäten vieler Menschen haben sich in der Corona-Krise verschoben. In manchen Städten lebt es sich in Pandemie-Zeiten vergleichsweise besser. Es sind nicht unbedingt die Sieger des klassischen Städterankings.

Kinderbetreuung, Home-Office und Naherholungsgebiete im Grünen sind für viele Menschen in Zeiten der Pandemie wichtiger geworden.

„In der Corona-Krise haben sich die Prioritäten vieler Menschen verschoben“, erläuterte Hanno Kempermann von IW Consult, einer Gesellschaft des Instituts der deutschen Wirtschaft. Besonders gute Voraussetzungen bietet demnach in den drei Punkten Potsdam.

Als einzige der 71 Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern platziert sich die brandenburgische Landeshauptstadt bei der Kita-Quote der unter Dreijährigen, der Versorgung mit zukunftsfähigen Internetanschlüssen per Glasfaser und beim Anteil der naturnahen Flächen in den Top 15. Einen Platz unter den besten 30 bei allen drei Indikatoren erreichen nach der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung von IW Consult in Zusammenarbeit mit dem Internet-Portal Immobilienscout24 und der „Wirtschaftswoche“ die Städte Bonn, Dresden, Wolfsburg und Berlin.

Unangefochtener Spitzenreiter im aktuellen Städteranking ist zum achten Mal infolge allerdings München bei der Wirtschaftskraft. Die bayerische Landeshauptstadt punktet unter anderem mit der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt, Lebensqualität und der Wirtschaftsstruktur. Zu den fünf wirtschaftsstärksten Metropolen mit mehr als 100.000 Einwohnern zählen auch Ingolstadt, Stuttgart, Erlangen und die Mainmetropole Frankfurt. Am unteren Ende verharren Bremerhaven auf Rang 70 sowie die Ruhrgebietsstädte Herne auf Platz 69 und Gelsenkirchen auf Rang 71. Dafür wurden Daten des Vorkrisen-Jahres 2019 ausgewertet.

Bei der Dynamik verdrängte München die Bundeshauptstadt auf Rang zwei. Berlin holte Punkte beispielsweise beim Immobilienmarkt. „Immobilien erfreuen sich in der Hauptstadt einer enormen Attraktivität, und Mietwohnungen sind im Vergleich zu München, Stuttgart und Frankfurt am Main noch günstig“, erläuterte Ralf Weitz, Geschäftsführer von Immobilienscout24. Zu den besonders dynamischen Städten zählen auch Heilbronn, Erlangen und Frankfurt.

Im neu ermittelten Nachhaltigkeitsindex steht Regensburg vor der Autostadt Ingolstadt und der Universitätsstadt Heidelberg an der Spitze. Der Index umfasst ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeitsfaktoren. Berücksichtigt wurden unter anderem die installierte Solarleistung pro Kopf und die Versorgung mit Elektrotankstellen.

Für die jährliche Untersuchung verglich IW Consult die aktuelle Lage sowie Veränderungsraten bestimmter Indikatoren (Dynamik) von 71 kreisfreien Städten. Analysiert wurden Faktoren wie Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilien und Lebensqualität.

Die besten Wachstumsaussichten nach der Corona-Krise haben einer jüngst veröffentlichten Prognos-Untersuchung zufolge das Berliner und das Münchner Umland sowie mehrere Uni-Städte.

Ökonomisch leistungsfähige Regionen werden einer Prognos-Untersuchung zufolge auch nach der Krise wieder stärker wachsen. Das gelte etwa für Metropolen wie Berlin, München, Hamburg und Köln, aber auch für Jena, Kassel, Darmstadt, Augsburg, Essen oder Münster, wie das Forschungsinstitut jüngst prognostiziert hatte.

Die besten Wachstumsaussichten bis 2030 sagten die Forscher allerdings dem Berliner und dem Münchner Umland sowie mehreren Uni-Städten voraus. Zu den Top-Ten zählte Prognos die Stadt Potsdam, den Landkreis Dahme-Spreewald mit dem neuen Flughafen BER, den Landkreis Oder-Spree mit der künftigen Fabrik des US-Elektroautoherstellers Tesla sowie die Uni-Städte Leipzig und Rostock. In Bayern sind es die Landkreise aus dem Münchner Umland Dachau, Ebersberg und Erding sowie der Unistadt Regensburg. Hessen ist mit Darmstadt dabei.

Schwierigkeiten haben den Angaben zufolge Kreise, in denen sich die Corona-Krise und strukturelle Probleme überlagern: alte Branchen, geringes Einkommen, alternde Bevölkerung und sinkende Einwohnerzahlen.

Die Studie prognostizierte das Wirtschaftswachstum sowie die Beschäftigtenentwicklung in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten.

© dpa-infocom, dpa:201126-99-469963/3

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