Dortmund (dpa)

Gruselkick mit Happy End: BVB in Europa zurück auf Kurs

Heinz Büse, dpa
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Von Heinz Büse, dpa
| 29.10.2020 05:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Eine magische Nacht war es diesmal wahrlich nicht. Und doch überwog in Dortmund nach dem tristen Geduldsspiel gegen St. Petersburg die Zufriedenheit. Denn das 2:0 erspart weitere unliebsame Diskussionen.

Jubilar Lucien Favre schien der Verzweiflung nahe. Mit lauten Anweisungen und fahrigen Gesten versuchte der ansonsten eher stille Schweizer Fußball-Lehrer von der Seitenlinie aus das drohende Unheil abzuwenden.

Erst das späte Happy End beim mühseligen 2:0 (0:0) über Zenit St. Petersburg in seinem 100. Pflichtspiel für Borussia Dortmund vertrieb die Sorgenfalten. Kritik an seiner Mannschaft nach einem über weite Strecken unansehnlichen Kraftakt ließ Favre jedoch nicht zu und verwies auf die Mauertaktik des Gegners: „Sie haben zwei Busse vor dem Tor geparkt.“

Wieder und wieder rannten sich die Dortmunder beim ersten Geister-Heimspiel ihrer langen Europapokal-Historie in der dichtgestaffelten Abwehr der Russen fest. Erst die Tore von Jadon Sancho (Foulelfmeter/78. Minute) und Erling Haaland (90.+1) ersparten allen Beteiligten nur eine Woche nach dem kapitalen Fehlstart in die Gruppenphase bei Lazio Rom (1:3) einen weiteren empfindlichen Rückschlag. Deshalb bevorzugte Favre eine pragmatische Sicht der Dinge: „Wir haben 2:0 gewonnen. Das war unser Job. Und wir haben unseren Job gemacht.“

Ähnlich wie der Coach konnte auch Michael Zorc den fehlenden Zauber locker verschmerzen: „Dieses Spiel wird nicht in die Fußball-Geschichte eingehen. Aber die drei Punkte nehmen wir gerne mit.“ Der Sportdirektor fand es nachvollziehbar, dass sich die Borussia lange Zeit schwer tat: „Man hat gemerkt, es war nicht alles ganz so leicht und einfach. Es war Druck auf dem Kessel, weil wir durch die Niederlage bei Lazio gezwungen waren zu gewinnen.“

Es passte zum tristen Auftritt, dass erst ein Elfmeter die Erlösung bescherte. Ein überflüssiges Foul an dem kurz zuvor eingewechselten Thorgan Hazard wurde berechtigterweise mit einem Strafstoß geahndet, den der englische Nationalspieler Sancho eiskalt verwandelte. Die nun offensivere Gangart der Russen ebnete den Weg zum 2:0-Kontertor durch Haaland in der Nachspielzeit. „Wir hatten oft den Ball und wussten, dass unsere Chance kommen wird. Wir mussten geduldig bleiben“, kommentierte der 20 Jahre alte Norweger, der in seinem zehnten Champions-League-Spiel zum zwölften Mal traf.

Die eigentlich für ihre Offensivkraft bekannte Borussia überzeugte - wenn überhaupt - in der Defensive. Wie schon vier Tage zuvor beim 3:0 im Revierderby über den FC Schalke 04 ließ die Abwehr um den seit Wochen starken Mats Hummels erneut keinen Schuss des Gegners auf das eigene Tor zu. Dass die Mannschaft in vier von fünf Bundesligaspielen ohne Gegentor blieb, deutet ebenfalls auf gewachsene Stabilität hin. „Das ist sehr, sehr gut“, befand Favre.

Mit einem Sieg im nächsten Gruppenspiel am kommenden Mittwoch beim FC Brügge, der als Tabellenzweiter nach dem 1:1 gegen Lazio Rom einen Punkt vor dem BVB rangiert, wäre das Favre-Team wieder im Soll. Doch zuvor will der Bundesliga-Dritte am Samstag bei Arminia Bielefeld den Aufwärtstrend festigen. „Ich erwarte Bielefeld deutlich aggressiver als es Zenit heute war. Da müssen wir dagegen halten, das wird eine Bewährungsprobe“, sagte Zorc voller Hoffnung auf ein weiteres Erfolgserlebnis eine Woche vor dem Liga-Gipfel gegen den FC Bayern.

© dpa-infocom, dpa:201029-99-123515/4

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