Aurich

Historisches Museum plant Sonderausstellung

Heino Hermanns
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Von Heino Hermanns
| 13.12.2019 09:34 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Historische Museum Aurich plant eine neue Sonderausstellung. Dafür wird die Mithilfe der Auricher Einwohner erbeten.

Aurich. Das Historische Museum in Aurich befindet sich seit dem Wochenende in der Winterpause. Das gilt allerdings nur für die Ausstellung. Hinter den Kulissen wird bereits an den Sonderausstellungen für das kommende Jahr gearbeitet. Brigitte Junge, Leiterin des Museums, setzt dabei auf die Mithilfe der Auricher. Denn in der Sonderausstellung, die am 28. März eröffnet, wird, soll es um die 1970er-Jahre gehen. Dafür durchforstet Junge zusammen mit zwei Mitstreitern die Ausgaben der Ostfriesischen Nachrichten aus dem Jahrzehnt.

Schnell sei ihr dabei klar geworden, so Junge, dass die kommende Sonderausstellung etwas anders werden muss als die vorangegangene über die 1960er-Jahre. „Vieles von dem, über das wir heute streiten, gab es damals auch schon“, sagt Junge im ON-Gespräch. Die Bauern gingen in Aurich im Februar 1972 für ihre Interessen auf die Straße. Traktoren fuhren damals ebenso durch Aurich wie fast 50 Jahre später auch wieder. Junge nennt das, was in den 1970ern geschah, eine Politisierung der Gesellschaft, die bei den Studentenunruhen 1968 ihren Ausgang genommen hatte. Ein Jahr später formulierte Bundeskanzler Willy Brandt bei seiner ersten Regierungserklärung den berühmten Satz „Wir wollen mehr Demokratie wagen“.

Bauern und Bürger gehen auf die Straße

Die Bürger, so scheint es, nahmen ihn beim Wort. So wurde im Jahr 1974 in Aurich eine der ersten Bürgerinitiativen gegründet. Der Anlass war das Knodt‘sche Haus am Marktplatz. Der Eigentümer weilte in Amerika. Die Landtagsabgeordnete Luise Schapp (CDU) kümmerte sich als Treuhänderin um das Haus, das in einem schlechten Zustand war. Sie sandte einen Hilferuf an den Stadtrat, da sie finanziell nicht mehr alleine das Haus halten konnte. Die Stadt wollte einspringen. Es wurde überlegt, dort das Heimatmuseum einziehen zu lassen. Später bekam die Volkshochschule das Haus, das heute der Raiffeisen-Volksbank gehört.

Gemeindegebietsreform, Kreisreform, die Gründung der Gesamtschule in Extum, die Einrichtung der Fußgängerzone – es gab viele Themen in Aurich, die die Bürger erregten. Brigitte Junge hofft, dass nicht nur Erinnerungen an die damalige Zeit geblieben sind, sondern auch handfeste Zeugnisse.

Willy Brandt besucht Popens

„Flugblätter, Plakate, Transparente von Demonstrationen – all das suchen wir für unsere Ausstellung“, so Junge. Damals wie heute sei es um den Kampf gegen rechts gegangen. Damals wie heute gewann der Umweltschutz an Bedeutung. Ein wesentliches Ereignis fand am 1. Mai 1974 statt: Bundeskanzler Willy Brandt besuchte Aurich, nur vier Tage vor seinem Rücktritt im Zuge der Guillaume-Affäre. Auf eigenen Wunsch machte er Station im AWO-Altenwohnzentrum Popens und mied die Innenstadt. „Mit Sonderbussen wurden die Menschen nach Popens gebracht“, so Junge. Etwa 400 Auricher, so berichteten die ON damals, sahen Brandt in Popens. Junge hofft, dass es auch von diesem Besuch noch Zeugnisse gibt.

Wer etwas beitragen möchte zur Sonderausstellung, wer dem Museum Exponate ausleihen will, melde sich bitte bei Brigitte Junge. Sie ist erreichbar unter Tel. (04941) 123601, per E-Mail unter junge@stadt.aurich.de.

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