Leer

Verdacht: Kinder durch Rohmilch erkrankt

| 19.11.2019 19:55 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Infektionen von zwei Kindern im Kreis Leer könnte durch Rohmilch verursacht worden sein, die nicht abgekocht wurde. Die Behörden verboten dem Betrieb nun die Abgabe an Endverbraucher.

Leer. Möglicherweise durch den Verzehr von Rohmilch auf einem Bauernhof im Landkreis Leer sind zwei Kinder erkrankt. Ermittlungen lassen laut einer Mitteilung des Landkreises Leer vermuten, dass die Erkrankungen eines Jungen an einer EHEC- und EPEC-Infektion sowie eines weiteren Kindes an einer Campylobacter-Infektion in Zusammenhang mit einem gemeinsamen Urlaubsaufenthalt der Familien auf dem Bauernhof stehen könnten. Die Behörden haben den Angaben zufolge dem Betrieb die Abgabe von Rohmilch an den Endverbraucher untersagt und lassen entsprechende Milchproben analysieren. Von einer Gesundheitsgefahr für Verbraucher sei derzeit nicht auszugehen.

Der Landkreis Leer und das Verbraucherschutzministerium des Landes Niedersachsen weisen aus Anlass der Erkrankungen gemeinsam noch einmal darauf hin, dass in Rohmilch Krankheitserreger vorkommen können und sie daher vor dem Verzehr immer abgekocht werden sollte. Nur so können möglicherweise vorhandene Erreger abgetötet werden. Landwirtschaftliche Betriebe, die eigene Rohmilch ab Hof abgeben, müssen dies bei der zuständigen Behörde (Veterinäramt) vorher anzeigen und einen Abkochhinweis an ihren Milchtankstellen oder Abgabestellen gut sicht- und lesbar anbringen, Wortlaut: „Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen.“ Die Rohmilch darf dabei nicht älter sein als zwei Tage.

Fall wurde am 14. November gemeldet

Der aktuelle Fall war dem Landkreis Leer nach eigenen Angaben am 14. November gemeldet worden. Noch am selben Tag wurde dem landwirtschaftlichen Betrieb die Abgabe von Rohmilch an Endverbraucher untersagt. Außer an Urlaubsgäste war nach Aussage des Landwirts in der letzten Zeit keine Rohmilch an Endverbraucher abgegeben worden, auch nicht an Nachbarn.

Hintergrund: Bei den bei einem Kind gefundenen Keimen EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) und EPEC (Enteropathogene Escherichia coli) handelt es sich nach Angaben des Landkreises Leer jeweils um eine seltene, krank machende Form des Darmbakteriums Escherichia coli. In aller Regel verlaufen Infektionen symptomarm mit Durchfall, Bauchschmerzen und Übelkeit, heißt es weiter. In seltenen Fällen, insbesondere bei immungeschwächten Personen und Kleinkindern, könne die Erkrankung mit EHEC allerdings einen schweren bis hin zu einem lebensbedrohlichen Verlauf nehmen.

EHEC- und EPEC-Bakterien kommen in Därmen von Nutztieren vor

EHEC- und EPEC-Bakterien kommen laut der Mitteilung natürlicherweise in den Därmen von Nutztieren wie Rindern, Schafen und Ziegen vor. Das Bakterium könne somit beim Verzehr von Rohmilch und Rohmilchkäse oder durch den Kontakt mit infizierten Tieren bei unzureichender Handhygiene übertragen werden, aber auch die Infektion über rohes Fleisch oder Rohkost sei möglich.

Auch bei dem Erreger Campylobacter handelt es sich um klassische Zoonosenerreger, also um eine wechselseitig von Tier zu Mensch übertragbare Krankheit, heißt es weiter. Derzeit sei Campylobacter die häufigste Ursache für mit Lebensmitteln in Verbindung gebrachten Durchfallerkrankungen. Treten Krankheitszeichen auf, äußern sich diese meist als akute Durchfallerkrankung, die mit Bauchschmerzen, Müdigkeit und Fieber einhergehen kann.

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