Brookmerland

„Klein Venedig“ führt zu großem Streit

| 12.10.2019 13:16 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Die Interessengemeinschaft Schottjer Grooden stellt die Glaubwürdigkeit der SPD Brookmerland infrage. Insbesondere kritisiert sie den Umgang mit der Wählermeinung.

Upgant-Schott. Die Interessengemeinschaft Schottjer Grooden (IG) und der Nabu kritisieren die Positionierung der SPD zum Projekt „Klein Venedig“. In einem Schreiben heißt es, sie wollten „ohne sich in die parteipolitischen Differenzen der BWG und SPD Brookmerland einmischen zu wollen, die Aussagen von Albert Janssen“ bezüglich des Bauprojektes ergänzen. Die IG stellt in ihrem Schreiben die Frage, wie glaubwürdig eine Partei sei, die in ihrer Neuausrichtung unter anderem den Umweltthemen mehr Gewicht geben möchte, die aber nach Ansicht der IG nicht verstanden hat, dass eine Überbauung einer Niederungsfläche in Zeiten von Klimawandel ökologisch desaströs ist. Diese diene schließlich als CO2-Speicher und Retentionsfläche bei Starkregen.

Millionen junger Menschen gingen gegen Klimawandel und Artensterben auf die Straße. Dessen ungeachtet plane die SPD stoisch die Zerstörung streng geschützter Biotope und eine großräumige Flächenversiegelung. Die Abelitz sei ein prioritäres Gewässer der EU Wasserrahmenrichtlinie und zudem ein Fließgewässer im Vorranggebiet „Biotopverbund“ des regionalen Raumordnungsprogramms. Des Weiteren ginge hier eine historische Aue verloren, die nicht ersetzt werden könne. Zum Hintergrund: Wie wiederholt berichtet, hat ein Konsortium von Investoren eine Fläche von rund vier Hektar Größe in einem Niederungsgebiet östlich der Abelitz nahe der Schottjer Piepe gekauft und plant dort unter der Leitung der Emder Baufirma van der Linde ein neues Baugebiet mit etwa 40 Grundstücken. Dieses soll mit künstlich angelegten Kanälen durchzogen werden und wird daher im Volksmund auch als „Klein Venedig“ verspottet. Das Konzept „Wohnen am Wasser in den Schottjer Grooden“ hat inzwischen zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Befürchtet wird, dass sensible Landschaftsschutzgebiete mit besonders schützenswerter Flora und Fauna beeinträchtigt werden könnten.

Ökologische Auswirkung sei desaströs

In dem Schreiben wirft die IG auch die Frage auf, wie zeitgemäß ein Bauvorhaben sei, dessen Auswirkungen mit dem Bau eines Bootshafens weit in die Meedenlandschaft und das EU-Vogelschutzgebiet hineinwirken würde. Insektenhotels und kleinräumige Blühinseln leisteten nur einen minimalen Beitrag zum Schutz der Insekten. Weitaus notwendiger wären der Erhalt ihres Lebensraumes und der Stopp weiterer Flächenversiegelung, so die IG. Leider muss nach Ansicht der IG davon ausgegangen werden, dass in der SPD-Fraktion erhebliche Defizite über das Wissen ökologischer Zusammenhänge bestünden, ansonsten hätte sich die Fraktion längst von diesem Bauprojekt verabschiedet.

In ihrer Neuausrichtung wolle die SPD insbesondere junge Menschen motivieren, sich zu engagieren, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Planung eines exklusiven Baugebietes, dessen Grundstücke in der Regel für junge Familien unbezahlbar seien, widersprächen dem Anspruch einer klassischen Arbeitnehmerpartei. Die IG beklagt wiederholt die mangelnde Transparenz. In nichtöffentlichen Ausschüssen werden Beschlüsse gefasst, die die Gemeinderäte nur noch pro forma abnicken müssten. Kritik an „Klein Venedig“ komme aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten, Inhaber und Mitarbeiter örtlicher Firmen, Landwirte, selbst SPD-Sympathisanten hätten ihre Unterschrift gegeben. Des Weiteren gebe es vom Landkreis erhebliche Bedenken aus städtebaulicher, wasser- und naturschutzrechtlicher Sicht gegen dieses Bauprojekt. Damit Heimat erlebbar bleibe, sollten nach Ansicht der IG nicht die letzten prägenden Landschaftselemente unter Beton verschwinden. Der Bürgerwille und weit über 1000 Unterschriften würden ignoriert, kritisiert die IG. Bürgernähe und Demokratieverständnis scheinen der örtlichen SPD abhandengekommen zu sein, heißt es weiter.

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