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Aurich: Projekt Hebammenzentrale in Startlöchern

| 15.11.2018 08:14 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Das Projekt Hebammenzentrale kommt voran. Der Kreis Aurich hat Gelder bereitgestellt, einen Partner gefunden – und die ersten Stellen sind auch ausgeschrieben. Die Initiatoren hoffen nun auf eine Besserung der Lage.

Aurich. Das Projekt Hebammenzentrale steht in den Startlöchern. Der Landkreis Aurich hat dafür jetzt Mittel bereitgestellt. Bis zu 25 000 Euro pro Jahr will die Kreisverwaltung für das Projekt geben, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Mit dem Diakonischen Werk Aurich hat der Kreis einen ersten Kooperationspartner gefunden. Über die Diakonie läuft derzeit auch eine Stellenausschreibung für die Hebammenzentrale. Der Kreis selbst begleitet das Projekt über sein Amt für Gesundheitswesen.

Während des auf drei Jahre ausgelegten Projektes soll geprüft werden, ob mit der Hebammenzentrale eine Verbesserung der Versorgung erreicht wird. Denn diese gestaltet sich laut Kreis schon jetzt als zunehmend schwierig. So stiegen die Geburtenzahlen im Landkreis Aurich in den vergangenen Jahren stetig an. Gleichzeitig sank jedoch die Zahl der freiberuflich arbeitenden Hebammen, was zu einer Bedrohung der flächendeckenden Hebammenversorgung im Landkreis Aurich in den kommenden Jahren führen könnte. Die Folge: Schwangere Frauen müssen sich heutzutage sehr früh, bereits mit positivem Schwangerschaftstest, um eine Hebamme bemühen, da die Kapazitäten Monate im Voraus ausgeschöpft sind.

Kurzfristige Entlastung nicht in Sicht

Zudem ist es derzeit unmöglich, freie Kapazitäten von Hebammen oder deren spezifische Qualifikationen (wie das Angebot von Vorbereitungskursen) zentral einzusehen, da Hebammen außerhalb der Klinik im Rahmen einer Selbstständigkeit tätig sind.

Die Bundesregierung plant zwar, die Ausbildung von Hebammen und Entbindungspflegern im Sinne eines Dualen Studiums zu akademisieren und nicht wie bisher, die Ausbildung an einer Hebammenschule durchzuführen. Die Akademisierung wird nach Einschätzung des Landkreises aber erst mittelfristig zu einer Entlastung durch Nachwuchskräfte in der Region führen. Im Amt für Gesundheitswesen des Landkreises Aurich wurde diese Entwicklung mit Besorgnis beobachtet. Darüber hinaus wurde ein dringender Handlungsbedarf durch die im Kreisgebiet tätigen Hebammen sowie durch den örtlichen Elternverein Mother Hood gesehen. Nach ersten Treffen zwischen Verantwortlichen der Kreisverwaltung und den örtlichen Interessenvertretungen wurde ein runder Tisch zur Hebammenversorgung im Landkreis Aurich initiiert. Dort wurde die Idee zum Aufbau und Betrieb einer Hebammenzentrale konkretisiert, wie sie bereits in anderen Kommunen wie der Stadt Oldenburg, im Landkreis Friesland oder dem Landkreis Leer umgesetzt wurde.

Ziel: Ressourcen besser nutzen

Ziel und Aufgabe einer Hebammenzentrale ist unter anderem eine verbesserte Nutzung der vorhandenen Ressourcen. So können sich werdende Mütter über eine Hotline oder einen eigenen Internetauftritt direkt an die Zentrale wenden, wenn sie keine eigene Hebamme finden. Die Hebammenzentrale verfügt über Übersichten und Gebietskarten, kennt die Angebote und Qualifikationen der im Landkreis Aurich tätigen Hebammen und kann freie Kapazitäten hebammen- und gebietsübergreifend vermitteln. Darüber hinaus kann die Hebammenzentrale auch Anfahrtswege bei Hausbesuchen überblicken und so Angebot und Nachfrage effektiv zusammenbringen. Darüber hinaus können Familien mit sozialen Problemkonstellationen rechtzeitig erreicht und Frühe Hilfen installiert werden. Hebammen sehen Familien und ihre Kinder frühzeitig im familiären Umfeld und können belastenden Entwicklungen entgegensteuern.

Jede werdende Mutter hat einen gesetzlichen Anspruch auf eine Hebamme, betonte der Landkreis.

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