Tokio (dpa)

Canadier-Duo Brendel/Hecker nach Bronze „happy“

Frank Kastner und Volker Gundrum, dpa
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Von Frank Kastner und Volker Gundrum, dpa
| 03.08.2021 05:15 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Mit dem vierten Olympiasieg ist es noch nichts geworden für Sebastian Brendel. Doch die Bronzemedaille gibt ihm Auftrieb für den Einer-Canadier.

Sebastian Brendel legte gleich nach der Siegerehrung einen direkten Draht in die Heimat. „Habt ihr es gesehen?“, fragte er per Handy nach Potsdam und schickte durch die Maske einen Kuss an die Familie, während Debütant Tim Hecker stolz und glücklich seine Bronze-Medaille präsentierte.

An das verpasste Gold verschwendeten sie keine Gedanken. Dafür war das Rennen über die 1000 Meter Distanz zu eng. „Wir konnten die Erfolgsgeschichte des deutschen Canadier-Zweiers fortschreiben, zwar nicht mit Gold, aber wir sind trotzdem zufrieden“, sagte Brendel.

Für den Star der deutschen Rennkanuten reichte es am Dienstag in Tokio wegen minimalen 0,620 Sekunden Rückstand nicht zum vierten Olympia-Gold, doch das war zu verschmerzen. „Wir haben alles gegeben, ich habe fast gekotzt im Ziel“, meinte Hecker und sagte: „Wir haben das Beste draus gemacht.“

„Mit Wasser im Zimmer anstoßen“

Auf dem Sea Forest Waterway in Tokio hatte der als Mitfavorit ins Rennen gegangene 33 Jahre alte Brendel mit seinem neuen Partner Hecker (23) den Kubanern Sergey Torres Madrigal/Fernando Dayan Jorge Enriquez und den chinesischen Weltmeistern Liu Hao und Zhen Pengfei über die 1000-Meter-Distanz knapp den Vortritt lassen müssen. „Die Kubaner fahren seit zehn Jahren zusammen, wie erst seit eineinhalb Jahren“, sagte Brendel auch hinsichtlich der schwierigen Bedingungen mit Wellen und Wind. Zudem sah man die starken Chinesen seit 2019 bei keinem Wettkampf mehr. „Daher sind wir alle happy“, sagte Brendel.

Zu knabbern hatte dagegen Olympia-Debütant Jacob Schopf, der als Vierter im Kajak-Einer knapp an einer Medaille vorbei paddelte. Nach der Hälfte des Rennes lag der Potsdamer auf Rang sieben, kam immer weiter heran, doch es reichte nicht ganz für seine erste Medaille. 0,076 Sekunden fehlten dem 22-Jährigen beim Olympiasieg des Ungarn Balint Kopasz auf den Bronze-Rang. Er hat im Zweier mit Max Hoff noch eine Chance.

So auch der Potsdamer Brendel, der vor einer historischen Mission steht: Im Einer will er drei Olympiasiege am Stück feiern. „Wir werden ein bissel mit Wasser im Zimmer anstoßen und uns dann auf den Einer konzentrieren“, kündigte er an. „Schon im Vorlauf werden es hitzige Läufe“, sagte er. „Doch die Medaille gibt mir Selbstvertrauen und Auftrieb.“

Scheibner im Einer als Mitfavorit

Im Canadier-Einer geht der zehnfache Weltmeister als Top-Favorit an den Start, am Freitag geht es mit den Vorläufen los, die Medaillen werden am Samstag vergeben. Den Hattrick könnte ausgerechnet ein Nationalmannschaftskollege verderben. Denn der Berliner Conrad Scheibner gilt als Mitfavorit. „Ich gebe mein Allerbestes und hoffe, dass ich die Wachablösung vollziehen kann und ein Fahrer der neuen Generation werde“, sagte der 25 Jahre alte Athlet vom Sportclub Berlin-Grünau. Er hat dabei kein Druck.

Sportdirektor Jens Kahl sieht das „Konkurrenzdenken zwischen Sebastian und Conrad auch sehr förderlich“. Der leitende Bundestrainer Arndt Hanisch ist anhand der Konstellation nicht unglücklich. „Beide haben Weltspitzenniveau, wir sind froh, dass wir uns nicht entscheiden müssen, sondern der Angriff auf zwei Medaillen losgehen kann.“

© dpa-infocom, dpa:210803-99-676946/7

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